Mittwoch, Dezember 31, 2008

Meine Top 10 Lieblingsfilme 2008

Das Jahr ist fast zu Ende: Listenzeit! Hier also die Top 10 meiner Lieblingsfilme von 2008, aus insgesamt 37 gesehenen. Dabei gilt: Der reguläre österreichische Starttermin muss 2008 gewesen sein. Falls der Film (noch) nicht regulär in Österreich gezeigt wurde, zählt das Produktionsjahr 2008. Auffällig ist, dass sich dieses Jahr gleich drei Filme aus Südkorea unter den Top 10 befinden, noch dazu aus drei verschiedenen Genres.

1. There Will Be Blood (Paul Thomas Anderson, 2007)
2. Chugyeogja / The Chaser (Hong-jin Na, 2008)
3. Saibogujiman kwenchana / I'm A Cyborg But That's Okay (Chan-wook Park, 2006)
4. No Country For Old Men (Joel und Ethan Coen, 2007)
5. The Dark Knight (Christopher Nolan, 2008)
6. Wall-E (Andrew Stanton, 2008)
7. Rambo (Sylvester Stallone, 2008)
8. Once (John Carney, 2006)
9. Tropic Thunder (Ben Stiller, 2008)
10. Joheunnom nabbeunnom isanghannom / The Good, The Bad, The Weird (Ji-woon Kim, 2008)

Freitag, Dezember 26, 2008

The Good, The Bad, The Weird


Endlich hatte ich die Möglichkeit The Good, The Bad, The Weird zu sehen, einen koreanischen Western von Kim Ji-woon, der dieses Jahr in Cannes Premiere hatte. Dass es sich gar um den teuersten koreanischen Film aller Zeiten handelt, wusste ich ursprünglich überhaupt nicht - ich hatte nur den Trailer gesehen und wusste: Holy shit, das muss ich sehen.

Wie der Titel des Films schon verrät, ließ sich Ji-Woon kräftig von Sergio Leones The Good, The Bad and The Ugly inspirieren, vor allem was die Grundkonstellation betrifft: Drei Männer, ein "Guter" (Kopfgeldjäger Do-Won Park), ein "Böser" (Badass Chang-yi Park) und ein Unberechenbarer (Gauner Tae-goo Yoon) jagen um die Wette einem extrem wertvollen Schatz hinterher. Historischer Hintergrund ist die japanisch besetzte Mandschurei in den 1930er-Jahren.

Der Plot ist jedoch im Grunde ein Vorwand um einen ganzen Haufen spektakulärer Set Pieces aneinanderzureihen, wie etwa einen Zugüberfall oder eine lange Verfolgungsjagd durch die Wüste. Und das macht auch überhaupt nichts, denn diese Action-Sequenzen sind allesamt grandios inszeniert und machen extrem viel Spaß; ich hoffe sehr, dass ich vielleicht doch noch die Möglichkeit bekomme, sie auf einer Kinoleinwand zu sehen.

Im Gegensatz zu amerikanischen Neo-Western, die meistens sehr düster und pessimistisch ausfallen, geht es The Good, The Bad, The Weird um die schiere Freude am Genre, auch wenn man argumentieren könnte, dass der Film eigentlich nur noch äußerlich etwas mit einem Western zu tun hat. Im Grunde seines Herzens ist er eine Action-Abenteuer-Achterbahn in der Tradition der Indiana Jones-Filme - und das ganz ohne lianenschwingende Affen mit Greaser-Frisuren.

Mittwoch, November 12, 2008

Ein Klavier, ein Klavier!


Heute wird Loriot oder Bernhard Victor Christoph-Carl von Bülow, wie sich der Herr scherzhaft nennt, 85 Jahre alt.

Er ist - und das muss einmal in aller Deutlichkeit gesagt werden - das ist doch, gerade im Hinblick auf die Jugend, und liebe Leser, warum auch nicht. Meiner Ansicht nach einer der, wenn nicht sogar der, ich wage zu sagen - ohne dabei in sinnlose Vergleiche verfallen zu wollen - das steht wohl ganz und gar außer Frage. In Anbetracht dessen, so ist es meine Meinung, das deutsche Spießbürgertum, und dazu stehe ich. Warum also um den heißen Brei herumreden, man muss die Dinge auch einmal, und wie sagt doch der Dichter, besser heute als morgen.

Danke und Herzlichen Glückwunsch.

Quantum of Solace


Okay, jetzt wissen wir es: Casino Royale war eine Ausnahme, kein Neubeginn. James Bond ist wieder zurück in seiner alten Routine. Quantum of Solace bemüht sich verkrampft um Intensität, bleibt dabei aber oberflächlich und uninteressant. "Diese Verfolgungsjagd ist totaaal spektakulär", versichert uns der Film, "ich zeige sie euch zwar nicht, aber ihr müsst es mir einfach glauben! Schaut doch wie schnell die Schnitte, wie laut die Soundeffekte sind!" Oder: "Das ist eine totaaal emotionale Sache für Bond! Echt! Hört doch nur mal auf die Musik!"

Es ist zwecklos. James Bond ist mir egal. Nichts, was auf der Leinwand passiert, löst auch nur das Geringste bei mir aus. Das gilt auch für den Plot: Zum gefühlten hundertsten Mal bekommen wir vorgesetzt, wie Bond sich gegen den Willen von MI6 stellt. Und der Bösewicht? Nichts gegen Mathieu Almaric, aber das war ja wohl ein Witz. Und das nach dem großartigen Le Chiffre. Ich sage nur soviel: Bluttränen geweint von Le Chiffre: 1 - Bluttränen geweint von Dominic Greene: 0.

Nicht einmal Dame Judi Dench kann viel retten. Die im letzten Film noch so angenehm subtile und nur im Vorbeigehen gestreifte Beziehung zwischen M und Bond wird hier totgeritten, ohne ihr irgendetwas Neues abzugewinnen. Am relativ interessantesten sind da noch die ganz kleinen Nebenrollen: Mathis, Felix Leiter und Fields, das sekundäre Bond-Girl. Was das primäre Bond-Girl Camille (Olga Kurylenko) betrifft: Sie bekommt eine derart abgedroschene Hintergrundgeschichte verpasst, dass sie uns gleich genauso egal wird wie Bond.

Zum Abschluss noch eine Bitte an die Produzenten: Wenn ihr schon zur alten, blutleeren Routine zurückkehrt, dann setzt doch wenigstens die Gun-Barrel-Sequenz nächstes Mal wieder an den Anfang, wo sie verdammt nochmal hingehört.

Mittwoch, Oktober 29, 2008

The Wrestler


Die Leinwandhelden der Achtziger Jahre zurückzubringen und dabei die Karrieren der sie verkörpernden Schauspieler mitzureflektieren ist ein Trend, den Hollywood vor allem im Actionkino nun schon seit einiger Zeit verfolgt. Mit Darren Aronofskys Film The Wrestler liegt nun gewissermaßen eine Arthouse-Variante dieses Phänomens vor.

Im Mittelpunkt steht der alternde Wrestler Randy "The Ram" Robinson, gespielt von Mickey Rourke. Der Höhepunkt seiner Karriere liegt zwanzig Jahre zurück, er ist einsam und verarmt und sein Körper kann den Anforderungen des Wrestling-Sports langsam nicht mehr nachkommen.

"Körper" ist ein Schlüsselwort dieses Films, denn die schiere Physikalität von Rourkes Figur ist vielleicht seine Hauptattraktion. Randy ist ein gewaltiger, aufgedunsener Fleischberg, der oftmals fast das gesamte Bild ausfüllt. Nach dem Ringkampf fährt die Kamera über seinen geschundenen Körper wie über ein Schlachtfeld, das im Laufe der Jahrzehnte unzählige Gemetzel gesehen hat. Aber nicht nur körperlich ist Mickey Rourke in der Rolle derart überzeugend, dass man sich überhaupt keinen Besseren dafür vorstellen kann (schon gar nicht den ursprünglich vorgesehenen Nicolas Cage). Das liegt natürlich auch an der offensichtlichen Verlockung, biographische Parallelen zwischen dem Schauspieler und seiner Figur herzustellen. Vielleicht sehnt sich wie Randy auch Rourke nach den Achtzigern zurück, als er ein begehrter und vielversprechender Jungdarsteller war. Andererseits: Dank The Wrestler könnte es demnächst durchaus eine Oscar-Nominierung geben, und zumindest neugewonnenen Respekts dürfte sich Rourke sicher sein.

Die Leistungen der Nebendarsteller verblassen da schon fast ein wenig; Marisa Tomei als alleinerziehende Stripperin kann es noch einigermaßen mit Rourke aufnehmen (auch in Sachen mutiger Körpereinsatz), Evan Rachel Wood als Randys Tochter dagegen versinkt in hysterischem Overacting. Vielleicht ist auch das Drehbuch daran schuld, das mit seinem konventionell-vorhersehbaren Abklappern bewährter Plot-Points die größte Schwäche des Films darstellt. Nicht, dass es nicht funktionieren würde - aber es bietet eben auch nichts wirklich Neues. Immerhin schafft es Aronofsky vielen Szenen eine gewisse Tragikomik abzugewinnen, ohne dabei in zynischen Slapstick auf der einen Seite oder albernen Kitsch auf der anderen Seite zu verfallen. Ja, manchmal lachen wir über Randy, wenn er sich wie ein Elefant im Porzellanladen benimmt - aber nie ohne Mitgefühl und Sympathie. Gleichzeitig werden seine Fehler aber keineswegs entschuldigt. Überhaupt entgeht Aronofsky in The Wrestler einer ganzen Menge solcher Fallen; seine Inszenierung zeugt von beachtlicher Reife.

Dienstag, August 19, 2008

Der große Japaner - Dainipponjin


Superhelden-Filme befinden sich momentan wohl auf dem Höhepunkt ihrer Popularität. Das merkt man nicht zuletzt daran, dass das Genre in letzter Zeit immer häufiger parodiert wird: Sei es in Superhero Movie, Hancock oder eben Der große Japaner, dem Debütfilm des japanischen Medienstars Hitoshi Matsumoto. Auch wenn der Film stärker in der japanischen Tradition von Ultraman und den Godzilla-Filmen verankert ist als in der uns vertrauteren Comicwelt der Helden von Marvel und DC, eröffnet er doch erfrischende Perspektiven auf das Superhelden-Dasein im Allgemeinen.

Der große Japaner beginnt dabei alles andere als spektakulär: Im Stil eines Dokumentarfilms wird uns der Alltag eines Mannes namens Daisato nähergebracht. Auf den ersten Blick ist er nicht besonders interessant. Er mag aufklappbare Regenschirme und Seegras, lebt von Frau und Tochter getrennt in einem ziemlich heruntergekommenen Haus und würde in seinem Job gerne ein bisschen mehr verdienen. Irgendwann läutet aber schießlich sein Mobiltelefon und wir erleben, um was für einen Job es sich handelt:

Sobald irgendwo in Japan eine Stadt von einem Riesenmonster angegriffen wird (was nun einmal immer wieder vorkommt), macht sich Daisato auf zu einer "Transformationsstation", wo er unter Strom gesetzt wird und sich dadurch in einen überdimensionalen Sumo-Ringer verwandelt. Er bekämpft das jeweilige Monster und schrumpft nach einiger Zeit wieder auf Normalgröße zurück, um auf seinen nächsten Einsatz zu warten.

Was nach einer Gelegenheit für heldenhafte Abenteuer klingt, ist in diesem Film weder glamourös noch besonders aufregend. Für Daisato ist es schlicht ein Job, den er macht, weil ihn sein Vater und sein Großvater auch schon gemacht haben und er nichts anderes gelernt hat. Es ist nicht einmal ein besonders dankbarer Job. Zwar werden Daisatos Kämpfe im Fernsehen übertragen (weshalb er seinen Körper mit allerhand Sponsorenlogos "schmücken" muss), das Interesse ist inzwischen allerdings so sehr gesunken, dass die Sendezeit auf nach Mitternacht verlegt wurde. Zudem hat die japanische Bevölkerung schon seit langem wirklich die Schnauze voll von dem ewigen Explosionslärm.

Wir sehen, mit welcher Art Humor wir es hier zu tun haben. Wie etwa auch viele Filme Takeshi Kitanos verfügt Der große Japaner über diese ganz spezielle Mischung aus Trockenheit, Melancholie, menschlicher Wärme und Sozialkritik. Die alltäglichen Mockumentary-Sequenzen wechseln sich dabei ab mit einigen der wohl skurrilsten Kampfszenen, die wir je im Kino erleben durften. Natürlich kann das CGI, das dabei zur Verwendung kommt, nicht ganz mit dem großer Hollywood-Produktionen mithalten, aber das wird mehr als ausgeglichen durch die absolut brillianten Monster-Designs, die allesamt Dalí-Gemälden entsprungen sein könnten.

Dem Film gelingt es aber nicht nur, stellenweise unheimlich witzig zu sein, sondern sich auch einem recht breiten Spektrum an Themen zu nähern, darunter Entfremdung, Kommerzialisierung, staatliche Kontrolle oder das Verhältnis Japan-USA. Die Behauptung, dass man mit Matsumotos Werk nur etwas anfangen kann, wenn man mit dem japanischen Monsterfilm vertraut ist, kann ich also nicht nachvollziehen. So eindimensional ist Der große Japaner nicht. Einzig die Finalsequenz dürfte wohl so manchen westlichen Zuschauer etwas ratlos zurücklassen.

Ach, eine Sache noch: Dass man den englischsprachigen Trailer nicht mit Big In Japan von Tom Waits unterlegt hat, werde ich nie verzeihen. Niemals.

Donnerstag, August 07, 2008

The Dark Knight


Auf der sehr empfehlenswerten Comedy-Seite www.thatguywiththeglasses.com gibt es eine Videoreihe namens Bum Reviews, in der der Protagonist - ein verrückter Obdachloser - jede einzelne seiner Filmkritiken mit den Worten eröffnet: "OH MY GOD, THIS IS THE GREATEST MOVIE I'VE EVER SEEN IN MY LIFE!!!" Was normalerweise als Satire auf die YouTube-Generation durchgeht, schien nach dem US-Release von Christopher Nolans neuem Batman-Film The Dark Knight von der Realität überflügelt worden zu sein. Das ganze Internet hatte sich ein einziges großes Bum Review verwandelt. Was mich betrifft, war es der bei weitem größte Internet-Hype, den ich je einen Film betreffend erlebt hatte. Von der Videospielkultur war ich das gewohnt, da passiert derartiges alle paar Wochen. Aber bei Filmen trifft man normalerweise auf eine deutlich gemischtere Rezeption. Nicht so bei The Dark Knight: Nahezu ausschließlich überschwängliches Kritikerlob und religiöse Verehrung von Seiten des Publikums machten aus dem Film ein regelrechtes Phänomen.

Diese Umstände erschwerten mir eine Beurteilung des Films ungemein. Denn ich nahm den Hype beim Wort und betrat den Kinosaal nicht mit dem direkten Vorgänger Batman Begins oder anderen Comicverfilmungen der jüngeren Zeit wie Iron Man im Hinterkopf, sondern mit Heat und The Godfather, Part II, wie man es mir tausende Male vorgekaut hatte. An Ende stellte ich jedoch fest, dass ich da etwas zu hoch gegriffen hatte. Rein filmsprachlich ist der Film nun einmal keine Revolution, liebe Fanboys, so schwer das auch zu akzeptieren ist. Und bevor jemand mit IMAX kommt: Ja, ich habe den Film auf einer gewöhnlichen, altmodischen Leinwand gesehen, aber das tut nichts zur Sache: 20 Minuten IMAX-Spielereien gelten nicht als großes Kino, sorry. Vielmehr habe ich den Verdacht, dass die überwältigend große IMAX-Leinwand sich negativ auf die Urteilskraft so manches Kritikers ausgewirkt hat. Boooaaaaah. Groooooß.

Nachdem das klargestellt ist: The Dark Knight ist nichtsdestotrotz ein toller Film, auf den das Klischee des lustig-bunten Popcorn-Sommerblockbusters, bei dem man sein Gehirn an der Kasse abgibt, so gar nicht zutreffen will. Nolans Stärke lag eben noch nie in subtiler Filmsprache, sondern in dichten, wendungsreichen Plots und psychologisch ausgefeilten Charakterzeichnungen, was er hier einmal mehr beweist. Und einige kreative Entscheidungen sind zumindest interessant, so zum Beispiel die visuelle Darstellung von Gotham City: Trotz der Tatsache, dass wir es mit der bis dato düstersten Batman-Verfilmung zu tun haben, bekommen wir diesmal anstelle des expressionistischen Labyrinths aus den Vorgängerfilmen eine ganz und gar realistisch, alltäglich und geräumig wirkende amerikanische Großstadt als Schauplatz geboten (in der Tat ist es Chicago), in der sogar die Sonne scheinen darf. Und selbst wenn eine Szene innerhalb von vier Wänden stattfindet, bieten uns oft große Glasfenster einen geradezu freundlichen Blick auf Gotham.

Die Art der Inszenierung verankert The Dark Knight stärker noch als seinen Vorgänger in der realen Welt, nicht in einem stilisierten Comic-Universum. Christopher Nolan geht damit ein erhebliches Risiko ein, denn Plot und Charakterzeichnung werden in solch einem Rahmen ganz anders gemessen. Und damit sind wir auch schon bei einem Problem. Der Plot ist nämlich dermaßen wendungsreich und komplex, dass der Film ganz einfach überladen wirkt. Eigentlich hätte der Stoff für zwei Filme gereicht, und vielleicht wäre das sogar besser gewesen (etwa nach der Hälfte seiner Laufzeit weist der Film eine klar erkennbare Zäsur auf). Das Tempo ist an vielen Stellen zu hoch, was dazu führt, dass Plot-Holes mitunter wie Pilze aus dem Boden schießen und manche Entwicklungen gehetzt wirken. Man spürt einfach die Schere des Cutters und den kalten Schweiß der um die Laufzeit besorgten Studiobosse. Ein Director's Cut auf DVD könnte da womöglich noch einiges nachbessern.

Abgesehen vom puren Plot verfügt The Dark Knight außerdem über einen erstaunlich expliziten und dichten politischen Subtext. Klar, 300 oder Iron Man konnte man auch dahingehend analysieren, aber hier wird es einem dermaßen aufs Aug gedrückt, dass das Umschalten in den "No politics, just entertainment"-Modus einfach nicht funktioniert. Ich habe relativ viel darüber nachgedacht und verschiedenste Meinungen darüber gelesen, und glaube inzwischen, dass der Film vielschichtig genug ist, um mehrere, auch komplett gegensätzliche Interpretationen zuzulassen und zu interessanten Diskussionen anzuregen. Und dass das auch die Absicht war. Aber ich will gar nicht zu viel über diesen Aspekt sprechen; hier soll jeder seine eigenen Schlüsse ziehen.

Was dem Film auf alle Fälle stets gelingt: Er reißt mit, er fasziniert, er fesselt und bewegt. Langweilig ist es nie, keine Sekunde lang. Die Actionsequenzen sind packend inszeniert und gehen herrlich sparsam mit CGI um. Wenn sich ein LKW überschlägt oder ein Hubschrauber in ein Gebäude donnert, dann sieht das nicht wie ein billiger Computertrick aus, sondern hat eine physikalische Qualität. Die Höhepunkte des Films jedoch liegen gar nicht in diesen Sequenzen, sondern sind den Schauspielern zu verdanken.

Was soll ich noch groß über Heath Ledger sagen? Ich wurde bereits mit dem ersten Trailer, in dem er als Joker zu sehen war, vom Skeptiker zum "Oscar!"-Schreier. Einfach unglaublich, wie er vollkommen hinter der Rolle verschwindet. Aber auch sonst zeigt sich wie schon in "Batman Begins", dass sich ein Ensemble aus A-Klasse-Darstellern auch in dieser Art von Film einfach auszahlt. Christian Bale, Michael Caine und Morgan Freeman kehren in ihre Rollen als Bruce Wayne, Alfred Pennyworth und Lucius Fox zurück, und auch Cillian Murphy als Jonathan Crane/Scarecrow hat einen leider viel zu kurzen, aber feinen Gastauftritt. Gary Oldman bekommt diesmal glücklicherweise mehr Gelegenheiten, sein Können zu zeigen und legt als Jim Gordon eine der besten Leistungen im Film vor. Die Figur der Rachel Dawes wird diesmal nicht mehr von Katie Holmes, sondern von Maggie Gyllenhaal verkörpert, was klar eine Verbesserung darstellt. Und dann haben wir natürlich noch Aaron Eckhart als Harvey Dent.

Harvey Dent ist die tragischste Figur im Film, und seine Entwicklung hat mich mindestens ebenso fasziniert wie der anarchische Wahnsinn des Jokers. Nolan ist nicht so dumm, ihn im Laufe eines Films vom perfekten Strahlemann zum Superschurken zu verwandeln. In gewissem Sinne ist Dent von Anfang an Two Face, und ein Teil von ihm wartet nur darauf, völlig in dieser Rolle aufzugehen; sogar den Namen bekommt er bereits verpasst bevor der Film überhaupt begonnen hat. Das macht seine Wandlung glaubwürdig, auch wenn sie relativ schnell geschieht. Was natürlich auch an Aaron Eckhart liegt, der neben Heath Ledger und Gary Oldman die beeindruckendste Performance im Film bietet. Großartig auch die visuelle Umsetzung von Two Face - Gänsehaut beim ersten Anblick garantiert.

Batman Begins war ein Film, der sehr auf Nummer Sicher spielte. Das Drehbuch war eng wie ein Korsett und extrem schematisch, wodurch er sehr elegant und geschlossen wirkte, und im Mittelpunkt stand vor allem ein Mann (Bruce Wayne). The Dark Knight ist ambitionierter und gewagter, will am liebsten alles zugleich sein: Tragödie, Kriminal-Epos, Reflexion über Moral und gesellschaftliche Mechanismen, und das alles im Gewand eines Sommer-Blockbusters. Dadurch wirkt der Film stellenweise hektisch und überladen - vor allem aufgrund der Neigung, seine Themen durch von den Figuren dargebrachte Stehsätze auszudrücken anstatt durch filmsprachliche Mittel.

Allen Mängeln zum Trotz ist The Dark Knight aber äußerst lohnend und auch bis dato die Batman-Verfilmung, die der Essenz des Stoffs in meinen Augen am nächsten kommt. Als puren Film halte ich allerdings immer noch Tim Burtons Batman Returns für das Meisterwerk der Serie.

Montag, Juli 07, 2008

Wir sind SCHEISSE!

Ich muss gestehen, ich selbst bin verblüfft, als wie passend sich mein Anfang 2007 geäußerter Kommentar zur politischen Lage in Österreich im Rückblick erwiesen hat:

Österreich hat jetzt endlich was es wollte. Eine "stabile" große Koalition unter dem Bundeskanzler Molterer Gusenbauer. Herzlichen Glückwunsch, ihr Deppen. Und viel Spaß.

Ich würde lachen, wenn es nicht so ärgerlich wäre. Und es ist verdammt ärgerlich. Viel zu wenige Menschen scheinen zu realisieren, wie ärgerlich es ist - was für eine komplette Katastrophe das Jahr 2008 für Österreich ist.

Man muss sich das nur mal Augen führen: Ein Großteil der ersten Hälfte des Jahres bestand für die Regierung im Grunde aus Streitereien, Blockierungen und Eitelkeiten. Die ÖVP spielt zum zweiten Mal das gleiche Spiel: Eine Scheinkoalition mit einem labilen, unfähigen Partner eingehen, ihn anschließend so lange anstupsen und anrennen lassen, bis er von selbst in sich zusammenbricht. Anschließend selbst deutlich gestärkt in Neuwahlen gehen, um in der Konsequenz quasi eine Alleinregierung führen zu können. Das hat 2002 mit der FPÖ hervorragend geklappt, und jetzt ist die SPÖ dran. Kinderspiel - beiden Parteien ist die ÖVP intellektuell und strategisch haushoch überlegen. Man liest zwar immer wie intelligent und gebildet Gusenbauer denn nicht sei, merken tut davon in der Praxis halt keiner was. In Fernsehinterviews und bei öffentlichen Auftritten kommt er sowieso seit Jahren als gutmütiger, aber leicht dümmlicher Holzkopf herüber.

Im Juni kam die Fußball-EM, also das so ziemlich beste was der Regierung passieren konnte, weil Politik in dem Zeitrahmen im öffentlichen Raum so gut wie nicht existiert. Eine Auszeit also, in der die Bürger die politische Lage vergessen und Österreich in jedem Fall voll super finden. Gusenbauer ist durch Hickersberger ersetzt.

Kaum ist die EM vorbei geht es aber weiter. Hans Dichand hievt Walter Feymann an die Spitze der SPÖ und versetzt ÖVP-Außenministerin Ursula Plassnik einen Tritt in die Magengrube. Molterer erkennt, dass er handeln muss bevor es zu spät ist und spielt die "Neuwahlen"-Karte aus. Was bedeutet, dass wir also auch den Rest des Jahres politisch vergessen können, weil er mit millionenteurem, stupidem Wahlkampf-Scheißdreck und Koalitionsgesprächen zugekleistert sein wird.

Und danach? Wird es weitergehen. Wenn wir Glück haben nicht ganz so schlimm wie in letzter Zeit, aber schlimm auf "gewöhnlichem" Niveau. Denn wirklich etwas ändern wird sich in Österreich sowieso lange nicht, dank Stammwählern, Medienkonzentration, Globalisierung und all der anderen schönen Dinge, die aus dem Konzept der Demokratie längst einen schlechten Witz gemacht haben.

Bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen kann ich mir wenigstens mit viel Anstrengung irgendwie einreden, dass mit Obama alles anders wird, auch wenn es blöd und naiv ist. In Österreich aber darf ich nicht einmal träumen.

Sonntag, Juni 22, 2008

Yojimbo


Akira Kurosawas Samurai-Klassiker Yojimbo steht inmitten eines recht umfangreichen Bezugsgeflechts. Kurosawa ließ sich für seine Geschichte um einen namenlosen Kämpfer, der zwei rivalisierende Gangs gegeneinander ausspielt, von Dashiel Hammetts Red Harvest, sowie von der Verfilmung seines Romans The Glass Key inspirieren; außerdem stellen die Western John Fords einen wichtigen stilistischen Einfluss dar. Yojimbo selbst inspirierte widerum Sergio Leones bahnbrechenden Für eine Handvoll Dollar, der das Genre des Italo-Western definierte. Und auch viel später wurde die Geschichte noch aufgegriffen, etwa 1996 in Walter Hills Last Man Standing.

Zurück jedoch zu Yojimbo, der meiner Meinung nach selbst Für eine Handvoll Dollar noch übertrifft. Jeder Aspekt dieses Films zeugt von Meisterschaft. Das erste, was auffällt, sind wohl die virtuosen, hocheleganten Breitwand-Kompositionen des Kameramanns Kazuo Miyagawa. Er versteht das Format brilliant zu nutzen, zeigt uns die Verhältnisse zwischen den Figuren und ihrer Umwelt, setzt Wände, Türen und Fenster geschickt zur Raumaufteilung ein und variiert gekonnt zwischen hoher Schärfentiefe und starkem Teleobjektiv. Nahezu jede Minute des Films ist visuell einfach hochspannend. Diese Art von Kameraarbeit ist es, die mich daran erinnert, was ich am Kino so sehr liebe.

Eine weitere hervorstechende Qualiät von Yojimbo ist sein Hauptdarsteller, Tashiro Mifune. Wer glaubt, dass man einen namenlosen Actionhelden ohne Vergangenheit nicht nuanciert und facettenreich spielen kann, der wird hier eines Besseren belehrt. Im Wesentlichen ist Mifunes Figur ein Geist, der zu Beginn des Films aus dem Nichts auftaucht, die Verhältnisse nach seinem Willen neu arrangiert, und nach erledigter Arbeit wieder vom Erdboden verschwindet. Durch Mifunes unglaublich ausdrucksstarke Mimik und Körpersprache verleiht er dem Protagonisten jedoch ein Maß an Persönlichkeit, von dem Clint Eastwoods "Mann ohne Namen" in der Dollar-Trilogie nur träumen kann. Es lohnt sich wirklich, Mifune den ganzen Film über zu beobachten - seine Augen, seine Schultern, seine Hände erzählen uns alles, was wir über die Figur wissen müssen.

Zumindest erwähnen sollte man auch Masaru Satos beeindruckenden Score, von dem sich offenbar auch Ennio Morricone beeinflussen ließ, und der es immer wieder schafft, Bezüge zu Umgebungsgeräuschen herzustellen oder sich gar mit ihnen zu verbinden.

Mit seinem coolen Helden, seiner spannenden Story und seinem schwarzen Sinn für Humor qualifiziert sich Yojimbo bereits als gelungener Actionfilm; doch die Raffinesse, die Sorgfalt und letztendlich das Genie seiner Macher erheben ihn zum Meisterwerk.

Sonntag, April 20, 2008

Lost in Beijing


Lost in Beijing, der neue Film der chinesischen Regisseurin Li Yu, hatte es nicht leicht. Mit seiner kritischen Darstellung der chinesischen Hauptstadt und verhältnismäßig expliziten Sexszenen ein Dorn im Auge der Zensur in China, wurde er dort, von Hong Kong abgesehen, nie gezeigt, und selbst bei seiner Premiere im Rahmen der Berlinale 2007 war es lange unklar, ob man nicht vielleicht nur eine stark gekürzte Fassung zu sehen bekommen würde. Dem war zum Glück nicht so, und auch im Wiener Stadtkino gibt es den Film nun in voller Länge zu begutachten.

Die Handlung von Lost in Beijing ist recht einfach aufgebaut. Sie erzählt von zwei Ehepaaren aus verschiedenen sozialen Schichten: Auf der einen Seite haben wir den wohlhabenden Massagesalon-Besitzer Lin Dong (Tony Leung Ka-Fai, übrigens nicht zu verwechseln mit Tony Leung Chiu Wa) und seine unglückliche Frau Wang Mei (Elaine Jin). Im Massagesalon Lin Dongs arbeitet wiederum Liu Pingguo (Fan Bingbing), deren Mann An Kun (Tong Dawei) ein Fensterputzer ist, was den Plot in Gang bringt: Eines Tages putzt er nämlich genau das Fenster hinter dem Lin Dong gerade An Kuns betrunkene Frau vergewaltigt – die noch dazu kurz darauf feststellt, dass sie schwanger ist, ohne zu wissen, ob Lin Dong der Vater ist oder doch ihr Mann. Dessen anfängliche Wut und Verzweiflung verwandeln sich rasch in kalkulierteres Denken, und es kommt zu einer Reihe von Verhandlungen und Geschäften zwischen den beiden potenziellen Vätern, die natürlich am Ende hoffnungslos in sich zusammenbrechen müssen.

Das menschliche Drama ist die eine Seite dieses Films, und bei Licht betrachtet, kommt sie eigentlich recht altmodisch daher. Was nicht schlecht sein muss, funktioniert sie doch dank der sensiblen Charakterzeichnung und der durchgehend überzeugenden Darstellerleistungen durchaus wie sie soll. Richtig interessant wird Lost in Beijing jedoch als Allegorie auf die chinesische Gesellschaft, Untersuchung kapitalistischer Mechanismen und als Portrait der titelgebenden Stadt, die uns zwischendurch immer wieder in impressionistischen Sequenzen zu verschiedenen Tageszeiten gezeigt wird.

In den Sequenzen, in denen die Figuren im Mittelpunkt stehen, fällt hingegen eine geradezu expressionistische Kameraarbeit auf. Als Pingguo betrunken ist, verschwimmt das Bild und schaukelt hin und her; ist eine Figur aufgebracht, scheint auch die Kamera in Rage und zittert, als müsse sie ihre Wut unterdrücken. Zurückhaltend ist die Kamera zumindest nie: Zumeist bietet sie uns extreme Close-Ups neben Panoramaeinstellungen der Stadt, dazu Jump-Cuts, Tracking Shots, das volle Programm.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Li Yu mit Lost in Beijing ein Film mit einigen interessanten Ansätzen gelungen ist, der einen guten Kontrast zu den Bildern darstellen dürfte, die uns dieses Jahr wohl noch aus dieser Stadt erwarten.

Dienstag, März 18, 2008

I'm A Cyborg, But That's OK


I'm A Cyborg, But That's OK ist der neue Film des südkoreanischen Regisseurs Park Chan-wook, international bekannt geworden durch seine "Rache-Trilogie", bestehend aus Sympathy For Mr. Vengeance, OldBoy und Sympathy For Lady Vengeance.

Im Mittelpunkt des Films steht die junge Young-gun, die sich eines Tages bei der Arbeit in der Fabrik die Pulsadern aufschneidet, ein Stromkabel hineinsteckt und anschließt. Was in ihren Augen keine große Sache ist - schließlich ist sie der festen Überzeugung ein Cyborg zu sein - wirkt auf ihre Umgebung verständlicherweise weniger normal, weshalb sie in eine Irrenanstalt eingewiesen wird.

Am Freitag ist dieser Film in Wien angelaufen und ich habe ihn mir im Top Kino angesehen - dem einzige Kino in der Stadt, in dem er momentan zu sehen ist, was mich ein bisschen überrascht hat, weil ich dachte, dass Park Chan-wook spätestens seit OldBoy quasi Mainstream wäre... Umso bedauerlicher ist das, weil auch sein neuestes Werk wirklich toll ist.

I'm A Cyborg, But That's OK verfügt über immensen erzählerischen als auch visuellen Ideenreichtum, und schafft es trotz seiner offensichtlichen Verspieltheit, ein sensibles Gleichgewicht zwischen Humor und Gefühl zu bewahren - am besten verdeutlicht in einer der denkwürdigsten Kussszenen, die man je im Kino zu sehen bekommen hat. Ganz unglaublich auch die unerwarteten Gewaltausbrüche, die die Grundidee für den Film waren und einem Traum Park Chan-Wooks entstammen:

Ich träumte von einem Mädchen, das mit den Fingerspitzen schießen kann, während die leeren Patronenhülsen aus ihrem Mund fallen wie ein Wasserfall.

Wenn das nicht Poesie ist, dann weiß ich nicht, was.

film-zeit.de-Link
IMDB-Link

Montag, Februar 25, 2008

Academy Awards 2008


Zum zweiten Mal habe ich mir gestern die Oscar-Nacht live gegeben und wieder habe ich es sehr genossen. Manche Leute scheinen die Nacht ja nur durchzumachen um ihre widerlichen Stänkereien rausposaunen zu können; ich hatte Spaß.

Bin zwischen ORF und Pro Sieben hin- und hergependelt, aber die meiste Zeit auf dem ORF geblieben, weil die Tonqualität dort deutlich besser war. Außerdem bekam man während der Werbeblöcke statt der immergleichen Trailer die Kommentare von Eugen Freund und Alexander Horwath geliefert, ersterer US-Korrespondent des Senders, vorwiegend Blödsinn labernd, und letzterer der von mir hochgeschätzte Direktor des Wiener Filmmuseums, dem zuzuhören wie immer eine Freude war.

Alle scheinen sich darüber aufzuregen, wie wenig politisch Jon Stewart war. Als ob das hier Augusto Boal wäre und nicht die verdammten Oscars. Und so schlecht fand ich z.B. folgenden Witz gar nicht:

"Not all films did as well as Juno obviously. The films that were made about the Iraq war, let's face it, did not do as well. But I'm telling you, if we stay the course and keep these movies in the theatres we can turn this around! I don't care if it takes 100 years! Withdrawing the Iraq movies would only embolden the audience! We cannot let the audience win!"

Die Coolness-Preise des Abends gehen wie immer an George Clooney, der sich dreimal verhaspeln kann und trotzdem noch charismatisch und souverän wirkt, und den Oberexzentriker Jack Nicholson, der einfach eine Oscar-Institution ist. Von diesen Herren kann Hosenscheißer John Travolta noch einiges lernen.

Ein Wort zu Dankesreden: Auf der einen Seite hasse ich es, wie taktlos diese nach kurzer Zeit abgewürgt werden. Man lässt der Show insgesamt so wenig Raum zum Atmen, dass kaum noch große Momente entstehen können, wie man sie in den abermillionen Montagen sieht. Andererseits nerven mich aber auch die Preisträger, die trotzdem glauben, zwanzig verschiedenen Leuten danken zu müssen. Ist doch sowieso unmöglich, allen zu danken, die es verdient hätten; man enttäuscht dann nur die, die man nicht erwähnt, und langweilt das Publikum. Deswegen freue ich mich immer über Leute wie Glen Hansard oder Tilda Swinton, die das offenbar verstehen.

Swintons Oscar für die beste weibliche Nebenrolle in Michael Clayton war ja überhaupt die Überraschung des Abends; ich glaube, ich habe niemanden von den Nominierten in dieser Kategorie seltener als Favoriten oder Tipp gehört. Überhaupt keine Überraschung waren die Beste männliche Nebenrolle für Javier Bardem und die Beste männliche Hauptrolle für Daniel Day-Lewis. Aber was Day-Lewis betrifft, wäre alles andere ja auch ein Witz gewesen. Nicht weil die Konkurrenz nicht hervorragend gewesen wäre, sondern weil Daniel Plainview einfach eine Kreation für die Ewigkeit ist.

Etwas enttäuscht war ich dann doch, dass No Country For Old Men There Will Be Blood sowohl Regie als auch Film weggeschnappt hat, was aber nur für das gute Jahr spricht, denn verdient haben es die Coens voll und ganz. There Will Be Blood hätte es halt vielleicht noch ein klitzekleines Bisschen mehr verdient. Immerhin wurde die großartige Kameraführung Robert Elswits ausgezeichnet. Der Skript-Oscar für Juno war vorauszusehen. Hier kommt es halt darauf an, welche Philosophie man betreffend der Kunst des Drehbuchschreibens hat.

Was den Auslands-Oscar betrifft: Ich freue mich für Stefan Ruzowitzky, der mit Die Fälscher einen zweifellos sehr guten Film abgeliefert hat, und hoffe jetzt mal auch einfach so naiv wie alle anderen auch, dass sich das auf die österreichische Filmlandschaft und -förderungspolitik auswirkt. Wenn ich aber noch einmal den lustigen Satz "Wir sind Oscar" lese oder höre, drehe ich durch. Wenn man nicht einmal die geistige Kapazität besitzt, eine BILD-Schlagzeile grammatikalisch zu erfassen, dann sollte man sich lieber gleich selbst richten.

Donnerstag, Februar 21, 2008

Academy Awards 2008: "Best Picture" Nominees Recap


Dieses Jahr habe ich für die Oscars vorgesorgt und mir vorab einen Haufen nominierter Filme angesehen, darunter sämtliche Best Picture-Kandidaten, auf die ich im Folgenden einen kurzen Blick werfen möchte. Über andere Kategorien kann ich nicht allzuviel sagen, weil ich in so gut wie allen Fällen nicht alle Nominierten gesehen habe. Das einzige, was ich noch mit Sicherheit sagen kann, ist, dass ich richtig böse werde, wenn Falling Slowly aus Once nicht zum besten Song ernannt wird. Gehen wir es also an.

Atonement


Pride and Prejudice von Joe Wright war ein gelungene Literaturverfilmung, viel mehr aber auch nicht. Jetzt hat der britische Regisseur abermals einen Roman verfilmt, Keira Knightley spielt wieder eine Hauptrolle und auch sonst sieht der Film seinem Vorgänger auf den ersten Blick recht ähnlich, aber eben nur auf den allerersten Blick. Die Einsätze sind diesmal weit höher. Über die Geschichte will ich nicht viel sagen, die ist immerhin der Vorlage zuzuschreiben. Das, was Atonement zu mehr macht als einem 08/15-Hollywood-Kostümmelodram sind die interessanten filmsprachlichen Akzente des Regisseurs. Wie er bestimmte Ereignisse aus mehreren Perspektiven erzählt, wie er den Komponisten Dario Marianelli für den Score virtuos diegetische und nicht-diegetische Elemente miteinander verweben lässt, oder wie er im Zentrum des Films eine der spektakulärsten Tracking-Shot-Plansequenzen seit GoodFellas inszeniert.

Auf der anderen Seite muss ich sagen, dass mir Atonement streckenweise eine Spur zu dick aufgetragen hat, zu melodramatisch und unsubtil war. Zusätzlich tue ich mir ein bisschen schwer mit der Glaubwürdigkeit des von James McAvoy und Keira Knightley dargestellten Liebespaars. Atonement ist ein sehenswerter Film, aber für den diesjährigen Oscar wird es vor allem angesichts der Konkurrenz nicht reichen. Eine Prämierung für Kostümdesign (Keira Knightleys grünes Kleid!), Art Direction und vor allem für den interessanten Score seien ihm aber gegönnt.

Juno


Mit Juno habe ich so meine Probleme. Da wäre schon einmal die Prämisse. Eine ungewollte Teenie-Schwangerschaft. Ich mag naiv oder weltfremd sein, aber ich habe noch nie verstanden, wie ungeplante Schwangerschaften heutzutage funktionieren, sofern die Betroffenen nicht extreme Pechvögel oder extreme Idioten sind. Seit ich schätzungsweise acht bin, kann ich sämtliche existierende Verhütungsmöglichkeiten alphabetisch im Schlaf aufzählen, so früh und massiv werden junge Leute heutzutage aufgeklärt. Und gerade eine Figur wie Juno, die uns als übermäßig schlaues und selbständiges Mädchen präsentiert wird, hat einfach so ungeschützten Sex? Aber wir sehen ja in Filmen auch ständig Erwachsene, die schwanger werden und davon überrascht sind. Anscheinend habe ich da irgendwas nicht mitbekommen. Vielleicht kann mich ja noch wer darüber aufklären.

Abgesehen davon ist sowieso auch der ganze Rest des Films äußerst unglaubwürdig, obwohl Drehbuchautorin Diablo Cody angeblich aus eigenen Erfahrungen schöpft. Aber sobald man sich in diese seltsame Welt eingelebt hat, kann man den Film, seine sehr guten Darsteller und sein vor charmant-witzigen Dialogen strotzendes Drehbuch eigentlich genießen. Ein bisschen störend ist nur der etwas abgeschmackte "Indie-Chic", auf dem es sich die Inszenierung gemütlich macht.

Wow, diese Rezension wurde negativer als ich dachte. Eigentlich mag ich Juno. Trotzdem - nicht mein Favorit. Den Leading Actress-Preis hätte Ellen Page allerdings durchaus verdient.

Michael Clayton


Das Regiedebüt von Drehbuchautor Tony Gilroy ist ein Anwaltsthriller in der Tradition Sidney Lumets. Ich habe mich glänzend unterhalten und den eleganten Hochglanzstil sehr genossen, auch wenn er manchmal zugegebenermaßen ein bisschen wie Autowerbung aussah. Ich mag intelligente Thriller, in denen die Schlachten nicht mit Kugeln, sondern mit Worten stattfinden. Und ich mag auch George Clooney, der hier eine gute, aber nicht unbedingt oscarwürdige Leistung bringt. Nominiert sind auch Tom Wilkinson, der hier im Grunde Howard Beale spielt, und Tilda Swinton. Am ehesten würde ich allerdings den Drehbuch-Oscar vergeben. Film und Regie? Dafür wird es wohl nicht reichen.

No Country For Old Men


So, jetzt wird es spannend, denn im Grunde steht es außer Frage, dass der Gewinner entweder dieser hier oder There Will Be Blood sein wird (allerhöchstens noch Juno, wenn die Academy beschließt, mal so richtig crazy zu sein). Und genau wie There Will Be Blood muss ich diesen Film, glaube ich, einfach noch einmal sehen, um ihn richtig beurteilen zu können. Was ich jetzt schon sagen kann, ist, dass die Coens wieder einmal extrem virtuos und vielleicht so radikal wie noch nie mit Erwartungen und Genre-Konventionen spielen, dass es eine Freude ist, und dass sie einige der brilliantesten Suspense-Sequenzen vorlegen, die ich je gesehen habe. Javier Bardem ist haushoher Favorit für den Nebenrollen-Oscar mit seiner Darstellung des Coen-Terminators Anton Chigurh, und auch sonst sieht es sehr gut aus für die Brüder. Wenn ich persönlich mich entscheiden müsste, wer den Oscar für den besten Film erhalten soll, würde mich aber ein nicht ganz eindeutiges, aber dennoch vorhandenes Bauchgefühl zum nächsten und letzten Kandidaten ziehen, zu...

There Will Be Blood


Und ich könnte nicht einmal genau sagen, warum. Denn auch diesen Film muss ich eigentlich ein zweites Mal sehen, weil er einfach meine Erwartungen gebrochen hat. Was ich mir erwartet hatte, war ein klassisches amerikanisches Aufstieg-und-Fall-Epos, und auf eine Weise habe ich das auch bekommen. Aber There Will Be Blood könnte man genauso gut als Horrorfilm, als schwarze Komödie (Stichwort Milkshake) oder wenn man unbedingt will als Portrait eines zerrissenen Amerika rezipieren. Am besten beschreibt man wohl es als bizarres Psychogramm seiner Hauptfigur Daniel Plainview, die von Daniel Day-Lewis in einer jetzt schon legendären Performance zum Leben erweckt wird. Einen wesentlichen Anteil an der Eigenartigkeit des Films hat auch der Score von Radiohead-Gitarrist Jonny Greenwoods, der leider nicht nominiert ist, weil er nicht-originales Material beinhaltet.

Zusammenfassend sei gesagt, dass There Will Be Blood einfach der radikalste und kraftvollste der nominierten Filme ist, wenn auch nicht der geschlossenste. Wenn man mich zwingen würde, einen persönlichen Favoriten zu wählen, wäre es wahrscheinlich dieser hier. Er verfügt einfach über eine in gewisser Weise unheimliche und abgründige Sogwirkung.

Donnerstag, Februar 07, 2008

Cloverfield


Auch wenn mich der künstliche erzeugte Internet-Hype um den neuen Handkamera-Monsterfilm Cloverfield doch eher genervt hat, so konnte ich doch nicht der Neugier widerstehen, das Monster zu Gesicht zu bekommen (Mist!). Ein Teil von mir hoffte auf einen pfundigen Big Budget-Auftritt von Cthulhu, dieser Teil wurde enttäuscht. Trotzdem habe ich mich gut amüsiert und fand den Film teilweise sogar recht clever und interessant.

Auch wenn man ihn mit "Blair Witch Project meets Godzilla" ziemlich gut beschreibt, ist Cloverfield schlussendlich doch ein Film, wie man ihn so noch nie gesehen hat, und deshalb hat er für mich funktioniert. Jeder Blick auf das Monster war ein spannender Moment, nicht weil man Angst um die Figuren hätte (allesamt unsympathische New Yorker-Yuppies), aber aufgrund der für das Genre ungewönlichen pseudo-dokumentarischen Inszenierung. Die Prämisse "Was wäre, wenn soetwas tatsächlich passieren würde" hat einfach etwas sehr Reizvolles. Und obendrein werden auch noch ein paar kleine Diskussions- und Interpretationsansätze gestreut. Man kann einen Monsterfilm auch weitaus weniger interessant machen. Mir zumindest hat Cloverfield zehnmal mehr Spaß gemacht als etwa Peter Jacksons sentimentaler King Kong-Schnarcher.

Dienstag, Februar 05, 2008

Phoenix Wright: Ace Attorney


Der erste Teil der japanischen Adventure-Serie (or Visual Novel as they call it) um einen jungen Anwalt war zumindest für mich ein über weite Strecken neu- und einzigartiges Spielerlebnis. Während der Ermittlungen spielt es sich wie ein gewöhnliches Adventure - interessant wird es, wenn man in den Prozessen Widersprüche in den Zeugenaussagen aufdecken und mit Beweisstücken belegen muss. Ich glaube, ich war in einem Adventure noch nie soviel gezwungen, tatsächlich aktiv logisch nachzudenken. Normalerweise ist das Rätseldesign in diesem Genre zu abgedreht, um so etwas zuzulassen, und deshalb empfinde ich soetwas immer als sehr erfrischend.

Womit ich nicht sagen will, dass Phoenix Wright nicht abgedreht wäre, Himmel nein. Wir reden hier über ein Spiel, in dem man einen Papagei ins Kreuzverhör nimmt. Das alles passiert im waschechten Anime-Style mit maßlos überzeichneten Charakteranimationen und hochdramatischer Inszenierung. Jedermanns Sache ist das natürlich nicht, genauso wie der Umstand, dass man im Laufe des Spiels etwa 80.000 Zeilen Dialogtext liest und relativ gesehen nur sehr eingeschränkte Interaktionsmöglichkeiten hat.

Soetwas kann natürlich nur dann Spaß machen, wenn Story und Charaktere was taugen. Und hier kann Phoenix Wright: Ace Attorney wirklich punkten, denn in dieser Hinsicht ist es erstklassig. Jede einzelne Figur ist liebevoll ausgearbeitet, und wie es sich für einen Krimi gehört, steckt die Handlung voller Twists und Überraschungen. Und Dramatik. Besonders der vierte Fall ist dermaßen packend erzählt und spannend inszeniert, dass es mich nicht gewundert hätte, wenn ich im finalen Prozess auf das Atmen vergessen hätte.

Noch dazu ist Frust so gut wie nicht existent, das Spiel bleibt stets flüssig und erlaubt noch dazu jederzeit den Spielstand zu speichern, auch mitten in einem Dialog - vorbildlich! So muss es sein, gerade bei einem Handheldspiel. Zigtausend Milliarden von anderen DS-Spielen, ich blicke in eure Richtung!

Auf jeden Fall ist Phoenix Wright: Ace Attorney bis jetzt neben New Super Mario Bros. mein liebstes DS-Spiel, und ich freue mich schon darauf, die mir teilweise ganz schön ans Herz gewachsenen Figuren in den nächsten Episoden wiederzutreffen.

Montag, Jänner 14, 2008

Meine Lieblingsfilme 2007

1. INLAND EMPIRE (David Lynch)
2. Death Proof (Quentin Tarantino)
3. Pans Labyrinth (Guillermo Del Toro)
4. The Prestige (Christopher Nolan)
5. Eastern Promises (David Cronenberg)
6. Sicko (Michael Moore)
7. Immer nie am Meer (Antonin Svoboda)
8. Gefahr und Begierde (Ang Lee)
9. Persepolis (Marjane Satrapi, Vincent Paronnaud)
10. Letters from Iwo Jima (Clint Eastwood)