Donnerstag, Jänner 15, 2009

Zuletzt gesehen

Da das Ende des Jahres vorbei ist und ich nicht mehr unter dem Druck stehe, möglichst viele aktuelle Filme für meine Jahresendliste sehen zu müssen, kann ich mich jetzt wieder freestyle durch die Filmgeschichte bewegen. Naja, zumindest noch eine Woche lang, bis die Oscar-Nominierungen bekanntgegeben werden.

Weiter als bis in die Achtziger bin ich zwar derweil nicht zurückgegangen, aber ich habe nichtsdestotrotz einige Lücken gefüllt, vor allem im Anime-Bereich, doch dazu ein ander Mal mehr.

Hier erstmal ein paar Gedanken zu den Filmen, die ich in den letzten Tage gesehen habe.

Crash (David Cronenberg, 1996)

Das ist ein großartiger Film, um Leute zu entlarven, sowohl was ihre Ideologie als auch ihre Ästhetik betrifft. Ein richtiggehender Lackmus-Test. Ich meine, es gibt tatsächlich Leute, die defensiv mit den Händen wacheln und mir weißmachen wollen, die hier dargestellten Obsessionen wären völlig abwegige Hirngespinste und hätten nichts, aber auch gar nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Im Ernst? Es ist unmöglich, eine Verbindung zwischen Sexualität, Autos und Selbstzerstörung zu finden? Bitte... Jeweils zwei davon miteinander zu verbinden bedarf ja wohl keiner großen Fantasie; alles, was dieser Film macht, ist, die dritte Ebene miteinzubeziehen. Es ist amüsant zu beobachten, wieviel Angst manchen Menschen dieser Film offenbar macht.

Weiters kann man an denen, die sich über die "fehlende Handlung" und eine "bloße Aneinanderreihung von Sexszenen" beklagen, schnell erkennen, dass sie keine Ahnung von Film haben. Praktisch!

South Park: Imaginationland (aka Kyle Sucks Cartman's Balls) (Trey Parker, 2008)

Hierbei handelt es sich um einen Dreiteiler aus South Park-Episoden, der neu geschnitten als 67-minütiger Film auf DVD veröffentlicht wurde. Darin besuchen Stan, Kyle und Butters das mysteriöse Imaginationland, in dem all die fiktiven Figuren leben, die sich die Menschheit im Laufe ihrer Geschichte ausgedacht hat, vom Weihnachtsmann bis zu den Schlümpfen. Eine Krise bricht aus, als Imaginationland von muslimischen Terroristen angegriffen und Butters als Geistel genommen wird. Nicht unbedingt South Park as its best, aber unterhaltsam. Am witzigsten ist wahrscheinlich der zweite Handlungsstrang, in dem Cartman davon besessen ist, dass Kyle an seinen Hoden lutscht, nachdem dieser eine Wette gegen ihn verloren hat.

Tetsuo II: Body Hammer (Shinya Tsukamoto, 1992)

Der erste Tetsuo hat mich extrem beeindruckt. Der Nachfolger ist im direkten Vergleich dazu etwas enttäuschend, wenngleich immer noch interessant. Wieder mutiert ein Mann zu einer Maschine, diesmal ist das ganze jedoch in eine vergleichsweise konventionell anmutende Handlung verpackt. Ganz und gar nicht konventionell ist nach wie vor die Inszenierung dieser Handlung. Allerdings habe ich das Gefühl, dass die wilden Schnitte und Fahrten, die extremen Winkel und die Licht- und Farbspielereien dieser hier eher im Weg sind als ihr zu nutzen.

Max Payne and the Funky Bunch (John Moore, 2008)

Was für eine bescheuerte Idee, Max Payne zu verfilmen. Quasi das Pendant zu Street Fighter: The Movie: The Game - nur umgekehrt. Der Witz an den Spielen war ja gerade, dass man all die großartigen Action-Szenen aus den John Woo-Filmen endlich selber spielen konnte.

Aber natürlich war es mehr als das: Ein großartiges Skript, das sämtliche hard boiled fiction-Klischees parodierte ("The rain was comin' down like all the angels in heaven decided to take a piss at the same time."). Ein Ensemble an unvergesslichen Figuren ("Have no fear, Vlad is here!"). Und vor allem das surreale, selbstreferentielle Spiel mit mehreren Realitätsebenen, gerade in Teil 2.

All das hat man im Film bis zur Unkenntlichkeit heruntergedummt oder gleich ganz weggelassen. Übrig bleibt eine altbackene und vorhersehbare Story um einen rachedürstigen Cop, der die Mörder seiner Familie sucht und dabei auf ein vertuschtes missglücktes Experiment der Regierung stößt. Never seen that before!

Und bitte, lasst mich gar nicht erst anfangen, über das Casting zu reden.

Days of Being Wild (Wong Kar-Wai, 1990)

Ich liebe Wong Kar-Wais Filme, die meisten jedenfalls. Auch Days of Being Wild, sein zweites Werk nach As Tears Go By, verfügt bereits über beinahe alle klassischen Wong Kar-Wai-Qualitäten; kaum jemand kann das Elegische, Unfassbare, Flüchtige, Romantisch-Melancholische so stimmungsvoll filmisch ausdrücken wie er.

Was das Visuelle betrifft, tue ich mir schwer. Meine DVD-Version war extrem blass; zuerst habe ich das dem Film selbst zugeschrieben, aber etwas Internet-Recherche hat ergeben, dass die verschiedenen DVD/Blu-Ray-Ausgaben sich in Sachen Helligkeit und Farbgebung teilweise stark voneinander unterscheiden, und das meine Version mit ziemlicher Sicherheit zu stark aufgehellt war. Trotzdem kann ich sagen, dass Days of Being Wild insgesamt visuell doch deutlich spröder ist als spätere Arbeiten Wongs.

Insgesamt landet dieser Film wohl im Mittelfeld meiner Wong Kar-Wai-Liste; mein Liebling ist und bleibt das "Sequel" In The Mood For Love.