Montag, Februar 26, 2007

Academy Awards 2007

Leider hat das mit den Oscars bei mir dieses Jahr nicht so ganz hingehauen, da ich irgendwie im Hinterkopf hatte, dass die Verleihung Ende März stattfinden würde, und ich deshalb diesen Monat nützen wollte, um mir die wichtigsten Favoriten anzusehen. Nun fanden sie aber schon gestern statt und habe ich mir etwas überrumpelt wenigstens noch schnell Pan's Labyrinth reingezogen (großartiger Film übrigens), der nun zusammen mit Pirates of the Carribean: Dead Man's Chest zu den einzigen Gewinnern gehört, die ich bis jetzt gesehen habe. Naja, es wird nachgeholt; The Departed auf jeden Fall, vielleicht auch Babel und The Queen, auf Little Miss Sunshine werde ich verzichten, der nervt mich schon jetzt (von Dreamgirls ganz zu schweigen).

Trotzdem verspürte ich seltsamerweise so große Lust dazu wie noch nie, mir die Veranstaltung live anzusehen, was ich dann auch zum ersten Mal in meinem Leben getan habe. Und ich habe mich gut unterhalten, trotz etwas viel Al Gore-Schleimerei, größtenteils öden Dankesreden, und einer nicht überragenden Ellen DeGeneres. Dafür fand ich etwa sehr schön, als Martin Scorsese endlich den Regie-Award bekam, von seinen New Hollywood-Buddies Coppola, Spielberg und Lucas, und mit Standing Ovations. Freue mich auch für Forest Whitaker, und Helen Mirren war sehr sympathisch. Denke auf jeden Fall, dass ich nächstes Jahr wieder live schauen werde, es ist doch hundertmal schöner als eine von diesen Zusammenfassungen mit nervigen Kommentaren und Übersetzungen.

Sonntag, Februar 18, 2007

Dünyayi Kurtaran Adam - Turkish Star Wars


Ab und zu hat man einfach die Schnauze voll davon, ständig gute Filme zu sehen. Wenn ich mir so die letzten Einträge in meiner Film-Liste anschaue... Die bitteren Tränen der Petra von Kant. Großartig. Der Mann ohne Vergangenheit. Toll. The Prestige. Super. Die Sehnsucht der Veronika Voss. Sehr gut. Monty Python and the Holy Grail. ROFL. Und schließlich All Through The Night, ein spaßiges Abenteuer, in dem Humphrey Bogart als sympathischer New Yorker Kleingangster eine Nazi-Untergrund-Bande aber sowas von pwnt. Wundervoll.

Es musste also etwas getan werden. Ein richtig mieser Film musste her, Trash der untersten Schublade. Kein B-Movie, kein C-Movie, nur noch ein D- oder E-Movie konnte da helfen. Nur muss man da vorsichtig sein. Als ich damals Plan 9 From Outer Space gesehen hatte, war ich ziemlich enttäuscht. Immerhin hatte er den Ruf, der schlechteste und unfreiwillig komischste Film aller Zeiten zu sein, was er nicht ist. Okay, er ist schlecht und auch unfreiwillig komisch, aber sind wir uns doch ehrlich, man braucht nur um eine beliebige Uhrzeit RTL2 einzuschalten und man hat gute Chance, einen Film zu sehen, der Ed Woods Kultklassiker bei weitem übertrumpft. Das gleiche z.B. bei Alone In The Dark. Forget the Hype. Nicht schlechter oder komischer als Independence Day oder Con Air.

Nein, der schlechteste und unfreiwillig komischste Film, den ich kannte, blieb immer King Solomon's Mines, hierzulande besser bekannt als Quatermain - Auf der Suche nach dem Schatz der Könige, mit Richard Chamberlain und einer ziemlich jungen Sharon Stone. Ein herrlich billiger und saudämlicher Indiana Jones-Abklatsch (in dem fatalerweise sogar John "Sallah" Rhys-Davis mitspielt). Dicke Empfehlung. Oft genug um fünf Euro in Wühltruhen zu finden, und es lohnt sich.

Aber heute wurde Quatermain endlich abgelöst. Heute lernte ich eine ganz neue Dimension des schlechten Filmemachens kennen, sowie ich es bisher nicht für möglich gehalten hätte. Es gibt Dinge, von denen ich vor lauter Orson Welles und Jean-Luc Godard und Stanley Kubrick gar nichts ahnte. Heute bin ich nämlich über Dünyayi Kurtaran Adam (1982) gestolpert, und das ist jetzt kein posermäßiges Originaltitel-Hinrotzen, denn dieser Film schaffte es offiziell nie über sein Produktionsland, die Türkei, hinaus, hat demnach auch keinen deutschen oder englischen Verleihtitel. Die wörtliche Übersetztung lautet Der Mann der die Welt rettet, allerdings ist er international besser unter dem Namen Turkish Star Wars bekannt - und berüchtigt.

Turkish Star Wars? Ja, tatsächlich gibt es in der Türkei eine richtige Tradition unautorisierter, trashiger Low-Budget-Plagiate amerikanischer Erfolgsfilme, die sich auch nicht scheuen, Musik oder Sequenzen ihrer Vorbilder einfach zu "samplen". So finden wir in Dünyayi Kurtaran Adam ständig vollkommen sinnlose Zusammenschnitte von Raumschlachten aus dem ersten Star Wars-Film, die sich bis zum Erbrechen wiederholen. Der Score ist unter anderem zusammengeklaut aus Moonraker, Flash Gordon, Planet Of The Apes und vor allem Raiders Of The Lost Ark - bei wirklich jeder Gelegenheit ertönt das berühmte Indy-Thema, bis man es nicht mehr hören kann. Noch dazu sind diese Klauereien sowas von schlampig zusammengeschnitten, dass man meinen könnte, ein Blinder auf Ecstasy hätte sich mit einem elektrischen Bratenmesser auf die Bänder gestürzt.

Auf Drogen müssen auch die Drehbuchautoren gewesen sein. Die Story dreht sich um zwei Weltraumpiloten, die auf einem Wüstenplaneten abstürzen, wo sie gegen einen Zauberer kämpfen müssen, der die Erde zerstören will. Was das alles mit goldenen Gehirnen, sagenumwobenenen Kartonschwertern, wirrer Islam-Propaganda und kinderzerquetschenden Riesen-Plüschmonstern zu tun hat, muss man einfach selbst erleben, ich könnte es beim besten Willen nicht erklären. Im Grunde ist es eh nicht so wichtig, da schätzungsweise die Hälfte der neunzig Minuten Spielzeit für wilde Schlägereien draufgehen. Vorzugsweise mit hochexotischen Aliens oder besser gesagt mit Statisten in albernen Faschingskostümen. Natürlich darf auch eine Lovestory nicht fehlen, deren non-verbale Subtilität ihresgleichen sucht. Alle fünfzehn Minuten ertönt das Love Theme aus Raiders und die blonde Nebendarstellerin grinst den Hauptprotagonisten an, als würde der Regisseur mit einer Schrotflinte vor ihr stehen und sagen: "(RATZ-RATZ) Und jetzt lächle, du Schlampe!"

Meine Lieblingseinstellung ist kommt aber erst kurz vor Schluss. Der Hauptprotagonist hat den bösen Zauberer per Handkantenschlag in zwei Hälften geteilt, und die liegen jetzt am Boden, was uns mit folgendem Special Effect gezeigt wird:


Großartig, oder? Vor allem, weil uns nach einem Zwischenschnitt auf das Gesicht des siegreichen Helden auch noch die andere Hälfte gezeigt wird, die ebenfalls deutlich über die Mitte hinausgeht, so dass quasi jede Hälfte ihre eigene Nase hat...

Man könnte noch viel über diesen Film sagen, aber da es ihn gestreamt im Netz mit englischen Untertiteln gibt, sage ich nur: Ansehen! Ich verzichte vorsichtshalber auf einen direkten Link, da ich mit der rechtlichen Situation dieses Falles hoffnungslos überfordert bin, aber er ist ganz leicht zu finden. Letzten Dezember ist übrigens tatsächlich ein Sequel erschienen - leider allerdings mit höherem Budget, freiwilligem Humor und ohne Klauerei...

Mittwoch, Februar 07, 2007

Syndicate


Die letzten Tage mussten Prüfungen, Filme und soziale Kontakte leider etwas zurückstecken, denn ich bin fatalerweise über Bullfrogs Syndicate gestolpert, ein Spiel, das mich völlig unverhofft gepackt und an den Bildschirm gefesselt hat.

Bullfrog war Anfang der Neunziger eine der innovativsten und hochgelobtesten Spielehersteller - Kopf des Teams war Peter Molyneux, jüngeren Semestern bekannt durch Black and White, Fable und The Movies. Damals hat er mit Bullfrog seinen Ruhm als Designer begründet, vor allem natürlich durch das God-Game-Meisterwerk Populous und dessen Fortsetzung, aber auch durch Spiele wie Magic Carpet, Theme Park und 1993 eben Syndicate. Meistens waren Bullfrog-Spiele durch ihre originellen Spielmechnaniken nur schwer in Genres einzuordnen, was auch hier zutrifft.

Bei Syndicate kommt wie so oft Molyneux' Faszination für die dunkle, böse Seite im Menschen zum Vorschein. Das Szenario ist eine klassische Cyberpunk-Dystopie: Die Welt wird nicht mehr von Regierungen, sondern von einer Handvoll Konzerne beherrscht, die sich über Dinge wie Bürgerrechte und moralische Werte eher wenige Gedanken machen. Wer jetzt glaubt, der Spieler übernimmt die Rolle eines jungen Helden, der eine Untergrundbewegung anführt, mit dem Ziel die Herrschaft der Konzerne zu brechen - weit gefehlt. In Wirklichkeit übernehmen wir die Rolle eines Konzerns, und unser bescheidenes Ziel ist die Alleinherrschaft über die Welt durch Vernichtung der anderen Konzerne.

Und es gibt tatsächlich keinen Twist bei der Sache. Wir sind kein "guter" Konzern oder so, auch nicht mit einem eigenem, im Grunde moralischen Ehrenkodex. Schon im Intro wird gezeigt, wie wir Agenten "ausbilden; nämlich indem wir uns Typen von der Straße schnappen, ihnen einen Chip implantieren und sie mit Drogen vollpumpen. Und wenn uns beim Kampf gegen die gegnerischen Konzerne Polizisten oder ahnunglose Passanten im Weg sind, dann werden sie eben aus dem Weg geräumt. Doch bevor wir weiter über das Weltbild von Syndicate reden, erstmal zum Gameplay.


Auf einer Weltkarte wählt der Spieler ein Land/Gebiet, dass er erobern möchte und erhält daraufhin ein Missionsbriefing. In den Missionen steuert er ein Team von bis zu vier Agenten aus isometrischer Perspektive, meistens durch eine Stadt. Diese Städte sind sehr lebendig gestaltet: Zivilisten spazieren umher, Autos fahren, Polizisten patroullieren. Die Missionsziele reichen von Killeraufträgen über Eskortierungen bis zu Sabotage und fast immer hat man es mit einer Überzahl feindlicher Agenten zu tun, die unserem Team ans Leder wollen.


Das Ganze spielt sich als Mischung aus Taktik und Action. Ist die Mission erfüllt, gehört das Gebiet uns und wir können Steuern eintreiben, von denen wir Waffen, Munition und Upgrade-Implantate für unser Team kaufen und erforschen. Allerdings darf man nicht übermütig werden: Sind die Steuern zu hoch, gibt's eine Revolte - dann muss man das Gebiet noch einmal erobern.


Die Sogwirkung von Syndicate ist der von Populous sehr ähnlich, und die non-lineare Missionsauswahl über die Weltkarte ist wirklich extrem motivierend, nach dem Motto "China schnapp ich mir jetzt aber noch. - So, jetzt nehm ich noch Indonesien mit. - Aber bei Australien ist dann für heute Schluss..." Dazu kommt noch das ständige Upgraden und Erforschen neuer Gimmicks und Waffen. Kurz gesagt, das Spiel macht absolut süchtig.

Auch die Missionen selbst machen, obowohl sie meist nach ähnlichem Muster ablaufen, wirklich Spaß und sind ungeheuer spannend. Ich glaube, das ist das erste Mal, dass ich einem Spiel nicht böse bin, dass es mich innerhalb der Missionen nicht speichern lässt. Deren Umfang und Schwierigkeitsgrad sind nämlich perfekt darauf zugeschnitten.

Ein paar kleine Negativpunkte fallen mir allerdings auch ein. Zum einen werden die Figuren, wenn sie hinter Gebäuden stehen, wirklich von ihnen verdeckt; sie scheinen also nicht durch, wie bei moderneren Titeln. Wenn mich Gegner aus dieser Position angreifen, kann ich mich nur wehren, indem ich ihren Standort mithilfe der Karte erschätze. Auch wenn ich Gebäude betrete, wird deren Decke nicht transparent - Gefechte in diesen werden somit zu Blinde-Kuh-Spielen.

Ein weiteres Problem betrifft die nicht immer makellos funktionierende Wegfindung. Das kann zum Beispiel für Frust sorgen, wenn man mit einem hochempfindlichen, missionsrelevanten Fahrzeug gerade eine Masse von wild um sich schießenden Gegnern durchquert hat und es dann plötzlich umkehrt, obwohl der Zielort in der Gegenrichtung liegt. Aber diese Mängel sind angesichts des Alters des Spiels verzeihlich.

Syndicate ist übrigens nicht nur in seinem Szenario kompromisslos, auch das Gameplay und die grafische Gewalt ist für die Zeit ziemlich hart. Im Grunde verbringt man bei aller taktischer Tiefe die meiste Zeit damit, Massen von Gegnern per Minigun mit Blei vollzupumpen, worauf sie von der Wucht der Schüsse mehrere Meter zurückgeschleudert werden bis sie in sich zusammensacken. Auch Verbrennen und In die Luft jagen ist möglich, und laut MobyGames spritzt in der englischen Originalversion sogar jede Menge Blut.


Vielleicht verkläre und überinterpretiere ich hier, aber ich habe nicht das Gefühl, dass all dieser Zynismus und diese Gewalt völlig unreflektiert und um der "Coolness" willen in diesem Spiel steckt, á la "John Romero's about to make you his bitch". Vielmehr wirkt Syndicate wie ein Werk von Leuten, die so richtig von der Welt und ihrer Entwicklung angepisst sind und das mit dem Spiel ausdrücken wollten. Wenn es in diesem totalitären Terrorregime nur von ein paar Prozent Steuersatz mehr oder weniger abhängt, ob die Bevölkerung revoltiert oder als "sehr glücklich" eingestuft werden kann, dann hinterlässt das einen schalen Nachgeschmack.

Was man mit Sicherheit sagen kann, ist, dass Syndicate ein äußerst innovatives und auch sehr einflussreiches Spiel war, man denke an X-COM, Commandos oder gar an GTA. Und vor allem ist es noch heute ungeheuer packend und macht einen Heidenspaß. Generell: Wer sich fragt, warum jedesmal so ein Riesen-Hype entsteht, wenn Peter Molyneux ein neues Spiel ankündigt, der sollte sich die Bullfrog-Klassiker der frühen Neunziger einmal ansehen.

Syndicate auf MobyGames
Power Play-Testbericht

Donnerstag, Februar 01, 2007

Kurzer Monatsrückblick

Nein, ich bin nicht tot. Aber Jänner ist Prüfungszeit auf der Uni, da geht es etwas stressiger zu als sonst. Dabei sind in diesem Land so viele lustige Dinge im Jänner passiert:
  • Österreich hat jetzt endlich was es wollte. Eine "stabile" große Koalition unter dem Bundeskanzler Molterer Gusenbauer. Herzlichen Glückwunsch, ihr Deppen. Und viel Spaß.
  • Dichand und Fellner brechen zusammen, verzweifeln, rufen die Apokalypse aus. Kein Finanzminister KHG mehr. THIS COUNTRY IS GOING STRAIGHT TO HELL!
  • Ich durfte als Student, der vorher Zivildienst geleistet hat, ein paar Wochen lang das Gefühl genießen, zur einer der meistgehassten Bevölkerungsgruppen im Staat zu gehören. Dass ich kein einziges Mal in Gefahr geriet, an einem Laternenpfahl aufgeknüpft zu werden, kann ich mir nur durch einen immensen Überschwall göttlicher Gnade erklären.
  • Politik und Journalismus richten ihre Aufmerksamkeit endlich auf die wirklich relevanten Themen und Probleme des Landes. Strache, der vor Jahren mal besoffen im Wald rumrannte. Platter, der auf Bilder mit Schwammerln drauf ballert. Nicht zu vergessen Starmania, Paris Hilton und die unerträgliche Windows Vista-Propaganda.
  • Schwerpunkt Klimawandel im ORF. Inklusive hochseriöser Dokumentationen wie The Day after Tomorrow und Diskussionssendungen mit Reinhold Messner. War der Jahrtausend-Orkan Kyrill eigentlich auch deren Idee?
Und so weiter. Das kann der Februar unmöglich überbieten.