Freitag, April 13, 2007

ORF neu - Ein paar erste Eindrücke

Ich bin ja von Filmen abgesehen normalerweise kein großer TV-Konsument, aber nachdem am Dienstag im ORF schließlich die größte Programmreform in der Geschichte der Menschheit stattgefunden hat, habe ich mir gestern mal etwas Zeit genommen, ein paar der neuen Formate zu begutachten.

Zum Beispiel haben wir da das auf ein junges Publikum zugeschnittene Magazin Wie bitte?, das gestern unter anderem Dieter Böhmdorfer und Martin Puntigam zum Thema "Was darf Satire" zu Gast hatte (und dass die beiden sich nicht mögen konnte man spüren). Ganz okay. Andi Knoll als Moderator führt bei mir persönlich halt eher zu Aggressionen und der Titel Wie bitte? ist für mich noch immer mit der deutschen Bürgerservice/Comedy-Sendung verbunden, die immerhin jahrelang auf RTL lief.

Bürgerservice haben wir im ORF in Form von Konkret, abwechselnd moderiert von Claudia Reiterer und Martina Rupp. Okay, hier bin ich zugegebenermaßen wohl in einer Minderheit, wenn ich beim Titel an Mundstuhl oder Erkan und Stefan denke. Wenn ich hier meckern müsste, würde ich mich wohl daran stören, dass die "konkreten", praxisorientierten und halbwegs informativen Servicebeiträge neben Vera Russwurm-mäßigen "tragischen Schicksalen" stehen.

Etwas, gegen das ich als junger Mensch naturgemäß nichts habe, dass mich aber überrascht, ist, dass der ORF sich insgesamt derart stark auf das junge Publikum konzentriert. Ich meine, abgesehen von den vielen neuen, jungen Formaten: Willkommen Österreich wurde ja vollkommen gekickt und fast überall haben wir jetzt das 16:9-Format, das gefällt den älteren Menschen im Lande selbstverständlich gar nicht. Und ich dachte immer, dass die nun mal den Großteil der Fernsehzuschauer darstellen. Aber wie gesagt, das soll natürlich keine Kritik sein, wenn man will, kann man das sogar als mutig bezeichnen.

Der Look der neuen ZiBs gefällt mir auch recht gut (von den Streifen im Hintergrund abgesehen. Ist niemanden aufgefallen, wie komisch das aussieht?) Aber kommen wir jetzt zur Unterhaltung und damit zum Prestigeprojekt: Mitten im Achten, die Daily Sitcom.

Um es kurz zu machen: Mission failed. Ich sage nicht, dass es nicht immer wieder mal ein paar ganz gute Witze gäbe, aber der Punkt ist, die Serie ist verkrampft, unauthentisch, gezwungen, weltfremd. Ich meine, sind die Autoren überhaupt Menschen? Oder von veralteten Zielgruppen- und Trend-Untersuchungen gefütterte Maschinen? Ich meine, man braucht ja die Puzzlesteine gar nicht erst zu analysieren, so lieblos sind sie zusammengewürfelt. Fast jede Szene scheint nach dem gleichen Prinzip zu funktionieren: 1) Sex 2) irgendwas vermeindlich Modernes, Hippes wie "Internet" oder "George Clooney" und 3) ein Wien-Bezug, also Ausdrücke wie "Einspänner" oder eine Figur, die im Wiener Dialekt redet. Andererseits haben wir aber auch wieder mal Figuren, die im Imperfekt sprechen. Zum Dilletantismus der Autoren gesellt sich dann leider noch der Dilletantismus mancher Darsteller wie Gerold Rudle. Insgesamt schade, denn um die paar guten Ansätze tut es mir irgendwie leid.

Einen Tick besser hat mir da schon die Impro-Comedy Die liebe Familie - Next Generation gefallen. Ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist es schon und zumindest beim ersten Mal nicht restlos gelungen, aber um einiges sympathischer. Ich kann mich zwar an die ursprüngliche liebe Familie nur noch sehr dunkel erinnern, aber allzuviel gemeinsam hat die neue Version damit wohl nicht, eher handelt es sich um eine österreichische Version der Schillerstraße. Trotzdem: Wir haben noch immer einen Sektionschef Lafite (Herbert Steinböck) und wir haben auch noch immer eine Frau Sokol, die - geniale Idee - von Gerald Votava dargestellt wird. Zusammen mit den restlichen gut aufgelegten Darstellern und Gaststars hat das durchaus Unterhaltungs-Potenzial.

Zum Schluss komme ich vielleicht etwas vom Thema ab, aber das muss ich einfach auch mal sagen: Das beste, was der ORF im Moment zu bieten hat, kam erst im Anschluss und war schon vor dem 10. April da: Die 4 da (immerhin relativ neu) und natürlich Die Sendung ohne Namen. Die 4 da habe ich jetzt dreimal gesehen und war jedesmal wieder hin und weg ob solch kreativer, witziger, beißender und treffender Satire. Ich bin gespannt, wie lang die Autoren Scheuba, Maurer und Henning dieses Niveau halten können. Tja, und über Die Sendung ohne Namen muss ich ja wahrscheinlich sowieso nicht mehr viel sagen (Hey, vereinzelt hat man sie schon über die Landesgrenze hinaus entdeckt). Ich wollte sie nur auch endlich einmal in diesem Blog erwähnt haben, bevor sie endgültig eingestellt wird.

Sonntag, April 08, 2007

300


Faschistische Propaganda. Stumpfsinnige Metzelorgie. Zweistündige Videospiel-Zwischensequenz. Widerliche Macho-Fantasie.

So, jetzt haben wir die wichtigsten Schlagwörter abgehakt, die in einer 300-Kritik stehen müssen und können endlich zu dem kommen, was ich eigentlich sagen will, nämlich: Sucht euch ein Kino mit einer großen Leinwand, kauft eine Karte für 300, wenn möglich in der vorderen Hälfte des Saals, geht hinein, entspannt euch, werdet euch bewusst, dass niemand, aber auch wirklich niemand in diesen Film geht, um seine Wertmaßstäbe zu überprüfen oder gar seine Geschichtskenntnisse zu verbessern, wartet bis das Licht ausgeht, haltet die Fresse und genießt.

Genießt den Ausflug in dieses archaische, übersteigerte und zum Glück vollkommen fiktionale Paralleluniversum, lasst euch von der visuellen und akustischen Kraft überwältigen und habt Spaß. Denn das ist es, was der Film mit jeder Faser seiner Existenz ausströmt, mit jeder Einstellung, jedem Trailer, jedem Plakat: Ich nehme mich nicht ernst, ich bin Camp, ich bin übertrieben, ich will unterhalten, ich will rocken, ich will coole Bilder liefern. Hätte Zack Snyder mit diesem Film Botschaften und Ideologien übermitteln wollen, dann hätte er ihn anders inszeniert. So wie es ist, wirkt es sogar, als habe er mit aller Kraft dagegen angearbeitet, in dieser Hinsicht zu ernst genommen zu werden. Und ich glaube daran, dass der Großteil des Publikums das im Unterschied zu den Feullieton-Kritikern und den oft sehr verlogenen, naserümpfenden Selbst-Profilierern auch mitkriegt.

Möge der Dialog "This is Madness! - Madness? THIS! IS!! SPARTAAAA!!!" noch lange von Betrunkenen in aller Welt gegrölt werden.