Donnerstag, Dezember 28, 2006

The Wild Bunch


In den letzten Tagen habe ich vier sehr verschiedene Western gesehen: McCabe & Mrs. Miller von Robert Altman, El Dorado von Howard Hawks, The Searchers von John Ford (zum zweiten Mal) und The Wild Bunch von Sam Peckinpah. Dabei war El Dorado okay, The Searchers besser als ich ihn in Erinnerung hatte, McCabe & Mrs. Miller toll und The Wild Bunch hat mich umgehauen.

Ich hatte mir viel von The Wild Bunch erhofft, immerhin zählt Pat Garrett & Billy The Kid, der ebenfalls von Peckinpah stammt, zu meinen absoluten Lieblingen des Genres. Aber einen derartig meisterhaften und dabei so unterhaltsamen Film hatte ich mir dann doch nicht erwartet. Auf der einen Seite existentialistisch, elegisch und brutal, auf der anderen Seite aber teilweise auch ein Riesenspaß für Jungs. Dabei hammermäßig geschrieben, gefilmt und geschnitten. Man sollte ihn aber auf alle Fälle im Original sehen, außer man hat nichts dagegen, wenn etwa aus einem "dirty son of a bitch" ein "gewissenloser Verbrecher" wird. Auf der DVD erklingt der Originalton außerdem in neu abgemischtem Stereo statt in tristem Mono, was besonders aufgrund des exzellenten Scores viel wert ist. Die Hauptrolle spielt übrigens William Holden, der sich aufgrund ebenfalls genialer Performances in Filmen wie Sunset Boulevard, Stalag 17 und Network schön langsam zu einem meiner Lieblingsschauspieler mausert.

Montag, Dezember 18, 2006

Spielberg ist 60


Mit Steven Spielberg wird heute einer der beliebtesten, aber auch meist gehassten Regisseure der Welt 60 Jahre alt. Auch wenn ich einige Argumente gegen ihn durchaus verstehen kann - ich habe ihn immer verteidigt und werde es weiterhin tun. Munich ist der zweitbeste Film, den ich dieses Jahr im Kino gesehen habe. Und ja, ich freue mich auch auf Indiana Jones 4. Und für alles weitere lasse ich einfach folgenden Link sprechen:

The 60 Reasons Why Spielberg Rules

Alles Gute, Steven!

Montag, Dezember 11, 2006

The Man Who Wasn't There


Endlich. Diesen Film wollte ich ja wohl schon ewig sehen. Gestern Nacht lief er endlich einmal im Free-TV, und zwar auf ARD, unter dem von mir noch nie zuvor gehörten, ziemlich dummen, aber nichtsdestotrotz irgendwie süß klingenden Titel Der unauffällige Mr. Crane. Der Film stammt aus dem Jahr 2001 und von Joel und Ethan Coen, dem Brüderpaar, das uns bereits zuvor regelmäßig mit Perlen des schrägen, aber stilvollen Kinos verwöhnt hat, darunter Fargo, The Big Lebowski, O Brother, Where Art Thou? oder mein ewiger Favorit Barton Fink.

Im Mittelpunkt der in den 40er-Jahren angesiedelten Geschichte steht der wortkarge Friseur Ed Crane, gespielt von Billy Bob Thornton, dessen Leben gelinde gesagt etwas aus den Fugen gerät - Erpressung, Mord und UFO-Entführungen inklusive. Unterstützt wird er von einer Cast, die sich sehen lassen kann: Frances McDormand, James Gandolfini, Scarlett Johansson, Tony Shalhoub - eine feine Auswahl, wie üblich bei den Coens.

Die Inszenierung könnte gar nicht eher nach meinem Geschmack sein. Langsam und ruhig, sehr stilisiert, sehr noir und, heilige Scheiße, ist der Film schön. Eigentlich möchte man vor jeder der Schwarz/Weiß-Einstellungen auf die Knie fallen. Der Kameramann Roger Deakins musste sich bei der Oscar-Verleihung leider seinem Kollegen Andrew Lesnie, für den ersten Teil der Lord of the Rings-Trilogie geschlagen geben, der den Preis zugegebenermaßen auch nicht ganz unverdient bekommen hat.

Nicht nur deshalb ist der Film einfach einer zum Genießen. Ich verstehe überhaupt nicht, wie manche Leute ihm unterstellen können, dass er langweilig wäre. Es wird wirklich genug geboten, um drei Filme damit füllen zu können. Schon allein Billy Bob Thornton mit Zigarette in der Hand und hochgezogener Augenbraue ist genug für einen gelungenen Abend. Wem das nicht reicht: Scarlett Johansson als Lolita. Tony Shalhoub als charimatischer Top-Anwalt mit Starallüren. Beethoven. Die Heisenbergsche Unschärferelation. UFOs. Und die Angeber unter uns können das ganze dann noch mit Kafka oder Camus in Verbindung bringen.

Wenn also Barton Fink mein Lieblings-Coen ist, dann befindet sich The Man Who Wasn't There jetzt offiziell auf Platz 2, ex aequo mit O Brother, Where Art Thou?.

IMDB-Eintrag

Samstag, Dezember 02, 2006

Die Hektiker: Silberhochzeit

Gestern durfte ich im Simpl das neue Programm Österreichs erfolgreichster Kabaretttruppe, der Hektiker, erleben. Da es sich mal wieder um ein Jubiläumsprogramm (25 Jahre) handelte, gab es einige alte Sachen zu sehen, aber zum Glück auch so manches Neues, wie etwa einen exklusiven Einblick in die Koalitionsverhandlungen (deren brisantester Zankapfel weder die Abfangjäger noch die Studiengebühren, sondern ein SpongeBob-Schwammkopf-Federpennal ist). Sogar aktuelle Tages- und Wochenzeitungen wurden hervorgeholt, um den Eindruck einer "aufgewärmten" Best-Of-Nummernrevue zu vermeiden. Das funktioniert gut, herausgekommen ist ein abwechslungsreicher Abend, der um ein gutes Stück kurzweiliger geraten ist als das streckenweise etwas behäbige letzte Programm "Jenseits". Höhepunkte: Florian Scheubas Imitationstalent (Armin Assinger, Ottfried Fischer), ein vierstimmiger, aus den Lieblingsfloskeln des klassischen österreichischen Proleten zusammengesetzter Kanon (unbeschreibbar, muss man erlebt haben) und der nach wie vor brilliante 1991er-Sketch über die "Wiener Fremdenfreunde".

www.diehektiker.com

Dienstag, November 28, 2006

Casino Royale


Auf den ersten Blick mag es seltsam anmuten, dass ich mich so auf diesen Film gefreut habe, finde ich die James Bond-Filme doch größtenteils langweilig. Aber diesmal ist es anders: In Casino Royale versprach man mir einen James Bond mit Persönlichkeit, wie in der Buchvorlage! Der auch mal nachdenkt über das was er tut. Der nicht allem gleichgültig gegenübersteht. Der auch mal zweifelt. Der auch mal verliert. Und der nicht im nächsten Film alles wieder vergessen hat, was er erlebt hat. Ich spreche nicht von tiefsinniger Charakterzeichnung, nur von ein paar kleinen Ecken und Kanten. Wie dankbar war ich jedesmal in einem Bond-Film, wenn man mir nur den Bruchteil einer Sekunde das Gefühl gab, dass dieser Typ im Smoking mit der Knarre ansatzweise sowas wie ein Mensch ist! Und tatsächlich: Casino Royale bietet mir diese Momente in durchaus zufriedenstellender Anzahl (zuviel soll es ja dann doch nicht sein). Endlich gibt man mir das Gefühl, dass das, was geschieht, Relevanz für die Serie und die Figur hat. Auch für die meisten anderen Bereiche gilt: Casino Royale ist die Summe einer Menge richtiger Entscheidungen.

Eine davon heißt Daniel Craig. Am Anfang gehasst, weil jeder Clive Owen wollte (den ich mir in der Tat genauso gut in dem Film hätte vorstellen können) und der gute Craig einen offensichtlich echt beschissenen ersten Presseauftritt hingelegt hat, jetzt geliebt, weil die Leute den fertigen Film gesehen haben und sich währenddessen keine Sekunde lang Pierce Brosnan vorstellen wollten. Auch mir fällt nichts ein, was man an Craig aussetzen könnte. Er spielt gut, sieht gut aus, kann ordentlich austeilen und genauso gründlich einstecken. Guter Mann.

Eine weitere richtige Entscheidung liegt im Plot: Man rebootet die Serie und erzählt Bonds erstes Abenteuer als Doppelnullagent - als Vorlage nimmt man einfach den ersten Ian Fleming-Roman. Das hat den schönen Effekt, dass man Bonds Charakter, seinen Gewohnheiten und Vorlieben auf die Spur kommen kann, ihn also in einem Stadium erlebt, in dem er sich quasi gerade erst entwickelt. Was weggelassen wurde ist der ganze futuristischen Schnickschnack, von giftigen Kugelschreibern bis zu unsichtbaren Autos - Bond soll den Bösen einfach in guter alter Manier die Fresse polieren oder ihnen ein paar Kugeln um die Ohren jagen. Oder sie einfach beim Pokerspielen abzocken. Bond im Edel-Casino am Spieltisch - das ist wunderbar, das ist ikonisch, das wollen wir sehen.

Was wir noch sehen wollen, das sind Bond-Girls. Der Feminismus kann sie uns nicht wegnehmen. Das einzige, was er ihnen anhaben konnte, ist, dass sie jetzt pro Film mindestens zehnmal betonen müssen, wie tough und klug sie nicht sind. Aber damit können wir leben, einen Unterschied macht es ja in der Praxis nicht wirklich. Diesmal dürfen Caterina Murino und Eva Green ran und beide enttäuschen nicht. Schön, sexy, teure Kleider. Passt! Genauso wichtig ist der Bösewicht. Mads Mikkelsen alias Le Chiffre hat leider nicht viel Platz, um sich zu entfalten. Aber er hat immerhin ein markantes Gesicht, macht am Spieltisch dauernd so einen lustigen Trick mit seinen Chips und... weint Blut! Cool.

Eines der furchtbarsten Dinge am letzten Bond-Film Die Another Day war der unerträgliche Titelsong der unerträglichen Madonna. Zum Glück scheint es sich dabei nur um einen Ausrutscher gehandelt zu haben. Chris Cornells You Know My Name mag kein Jahrtausend-Song sein, aber er gibt dem Franchise zumindest etwas Würde zurück. Gitarren und Bläser - nennt mich reaktionär, aber so soll es sein.

Und nun zum letzten wichtigen Punkt bei Bond-Filmen: die Action. Über sie muss man nicht viele Worte verlieren: Spektakulär wie immer, gehobener Hollywood-Standard halt, genau was man erwartet. Die superakrobatische, Tomb Raider-artige Jump-and-Run-Sequenz gegen Anfang wirkt vielleicht etwas seltsam, und auf originelle Einfälle wird man auch nicht unbedingt haufenweise stoßen, aber alles in allem wüsste ich nicht, was man da groß meckern sollte. Wenn sich Bonds Aston Martin schätzungsweise achtzigmal überschlägt, dann denke ich nicht darüber nach, wie realistisch das ist und welchen Zweck es für die Handlung hat, sondern ich lehne mich zurück und genieße die herrliche, sinnlose Zerstörungswut. Immerhin bewegt sich die Action zumeist im halbwegs stilvollen Rahmen, zumindest im Vergleich zu anderen Action-Blockbustern. Also schön altmodisch, ohne CGI-Overload und aufgesetzten Bullet-Time-Sequenzen.

Um zum Abschluss noch was Negatives zu bemerken: Eine Sache hat aber doch ziemlich genervt. Ich will's mal so ausdrücken: Wenn ich jedes Mal fünfzig Cent bekommen hätte, wenn auf der Leinwand das SONY-Logo erscheint, wäre ich jetzt ein sehr, sehr reicher Mann. Ich habe nicht grundsätzlich etwas gegen Product Placement, es kann durchaus ein realistisches Flair erzeugen, aber wenn man es dermaßen übertreibt, wird es lächerlich. Man glaubt ja schon, der Film handelt von einem totalitären SONY-Terrorregime. Aber wie schrieb ich schon letztens an anderer Stelle: Sich über penetrante Werbung zu beschweren ist heutzutage halt ein bisschen wie sich über das Wetter zu beschweren.

Fazit: Wahrscheinlich der beste Bond-Film, den ich bis jetzt gesehen habe. Grundsolide Unterhaltung mit Stil, Schauwerten, einem markanten Hauptdarsteller und ohne große Ausrutscher. Und sowieso besser als die bizarr-groteske Casino Royale-Verfilmung von 1967.

Sonntag, November 26, 2006

Der faulige Gestank der Ignoranz II

Ich weiß, ich bin vielleicht etwas spät dran, aber nach allem, was ich in den letzten Tagen über das Thema gelesen habe, hat doch folgender Kontrast die stärkste Wirkung auf mich gehabt.

Montag, November 06, 2006

Bernd Begemann im WUK

So oft geh ich ja nicht auf Konzerte, umso geehrter dürfen sich die Herrschaften fühlen, die mir vorspielen dürfen. Gestern war Bernd Begemann im Wiener WUK dran. Kennengelernt habe ich den seit Ende der Siebziger musikalisch aktiven deutschen Liedermacher durch den wöchentlichen Podcast Ohrensessel, in dem er zusammen mit seinen Freunden Ben Schadow und Benjamin Maack sympathische Reviews von Filmen und DVDs macht.

Dass Begemann allgemein kaum jemand kennt ist verwunderlich - liest man doch im Zusammenhang mit ihm immer wieder Phrasen wie "Vater der Hamburger Schule" und "bester Entertainer Deutschlands" (ob diese nun übertrieben sind oder nicht sei dahingestellt). Auf jeden Fall bietet der Mann mitreissende Pop-Melodien, spritzig-ironische Texte und beachtenswerte Entertainer-Qualitäten, was man unter anderem daran merkt, dass das Konzert über drei Stunden dauerte, aber wie im Flug verging - einzig die körperlichen Schmerzen vom Kreuz abwärts waren ein Indiz für die Menge der vergangenen Zeit.

Mit seiner elektrischen Gitarre bewaffnet sang Begemann also eine beachtliche Anzahl an Songs, darunter etwa Ich habe nichts erreicht außer dir, Kelly Family Feeling, Fernsehen mit deiner Schwester, Gib mir eine zwölfte Chance oder die großartige Deutsche Hymne ohne Refrain, die er häufig zu Medleys verband und immer wieder durch kurze Monolge oder Stand-Up-Comedy unterbrach. Einen Teil der Titel sang erzusammen mit seiner Hamburger Kollegin Regy Clasen, die auch einen kurzen Soloteil zum besten geben durfte. Gegen Ende kamen dann vor allem Publikumswünsche dran, die auch zu einem Großteil erfüllt wurden.

Sympathischen, zynischen Humor gab es zuhauf; gerade über Österreich wusste er viel zu sprechen ("Ihr seid eigenartig - alle in Europa denken das!"), besonders über österreichische Literatur. So verglich er die inneren Monologe in seinen Songs mit Leutnant Gustl von Schnitzler ("Googelt das nach, Kids"), erklärte, warum er Elfriede Jelinek nicht mag ("Immer das gleiche! Jaja, die sind schuld, wir wissen schon...") und meinte aphoristisch: "Wenn man zu studieren beginnt, glaubt man, es wird wie in einer US-amerikanischen College-Serie, aber bald merkt man, es ist wie in einem Thomas Bernhard-Roman!" In weiser Voraussicht spottete er sogar über, ähem, öde Weblog-Konzertberichte ("Ich war ja so schlecht drauf, aber dann war ich auf nem Konzert, bla bla bla").

Bleibt mir also nur noch das Posten dieser beiden Links und die Empfehlung, ihnen zu folgen:

Bernd Begemanns Homepage (mit Songs zum Anhören)
Ohrensessel Podcast

Mittwoch, November 01, 2006

Meine Geschichte als Computer- und Videospieler - Teil 5

Wir sind mittlerweile im Jahr 2000 angelangt, und ich darf darauf hinweisen, dass es in unserem Haushalt noch immer keinen Internetzugang gab, was eigentlich schon seit längerem die absolute Ausnahme war. Ich war kein Mensch, ich war "der Trottel ohne Internet". Wahrscheinlich kommt daher meine bis heute anhaltende intuitive Abneigung gegen Multiplayer-Modi und -Spiele. (Sieht in etwa so aus: Singleplayer-Spieler sind an Computerspielen als Kunstwerke interessiert, für Multiplayer-Spieler ist es nur ein stumpfsinniger Sport. Ziemlich simple und extremistische Ansicht, ich weiß, aber ein bisschen was von ihr steckt bis heute in mir drin, ob ich das nun will oder nicht.) Wie dem auch sei, meine Quellen für Zeug aus dem Netz waren a) Spiele-Heft-CDs und b) die Informatik-Stunden in der Schule. So kam ich etwa an Mods für Half-Life, die mir größtenteils viel mehr Spaß machten als das Hauptspiel (das ich noch heute für in vielerlei Hinsicht überbewertet halte). Rechts zu sehen: Die höchst vergnügliche Zombie-Metzelei They Hunger von Neil Manke.

Vor allem aber öffnete sich mir langsam aber sicher die wundervolle Welt der Emulatoren. Es begann mit dem C64-Emulator CCS64, durch den ich erste Bekanntschaften mit der Ultima-Reihe und den Infocom-Textadventures machte – an beidem war ich schon lange sehr interessiert gewesen, und beides beeindruckte mich auch ziemlich. Immerhin fand ich in Ultima V endlich die von mir so schmerzlich vermisste lebendige Spielwelt voller Handlungsfreiheit; trotzdem blickte noch nicht so richtig durch. Auch in die Infocom-Spiele waren sehr reizvoll, aber ebenfalls sehr schwierig, vor allem auf dem C64 (globige Buchstaben und Nachladen nach jedem Absatz). Es sollte noch einige Zeit dauern, bis ich beides endgültig für mich entdecken würde. Ein anderer wichtiger Emulator war ZSNES, durch den ich die Super Nintendo-Konsole kennenlernte, die mir als Sega-Jünger bisher verschlossen geblieben war. (Selbstverständlich spielte ich all diese Emulatoren-Spiele nur bei Freunden, die die Originale besaßen und Sicherheitskopien angefertigt hatten – auf die Idee, mir ROMs aus dem Internet herunterzuladen würde ich nie kommen. Hätte ich auch keinerlei Verständnis dafür, ehrlich. Was ist schließlich dabei, mal schnell beim Media Markt um die Ecke vorbeizuschauen und sich, sagen wir, die Nice Price-Version von Labyrinth für den C64 zu holen? Außerdem möchte ich, dass George Lucas möglichst viel Geld verdient, um American Graffiti endlich so bearbeiten zu können, dass es seiner ursprünglichen Vision entspricht. Hoppla, ich schweife ab.)

Irgendwann bekam mein Bruder Baldur’s Gate II (Bild links) zum Geburtstag geschenkt. Auch ich versuchte mich daran und war zutiefst beeindruckt vom spannenden Gameplay und der romanhaften Dichte von Story, Atmosphäre und Charakterzeichnungen. Das wunderte mich einigermaßen – war ich nicht damals vom ersten Teil so enttäuscht gewesen? Sollte dieser um so vieles schlechter als sein Nachfolger sein? Ich beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen und spielte den ersten Teil noch einmal. Und dieses Mal erkannte ich, um was für ein großartiges Werk es sich handelt, auch wenn Baldur’s Gate II tatsächlich noch um ein, zwei Klassen besser und ausgereifter ist und meiner Meinung nach vielleicht sogar die bisherige Krönung der Spieldesignkunst überhaupt darstellt, weil es die besten Eigenschaften verschiedener Genres zu einem großen Gesamtkunstwerk verbindet – gewissermaßen das Birth of a Nation oder von mir aus auch Citizen Kane des Computerspiels.

Ich lernte noch einige andere Spiele kennen und lieben: Thief, Deus Ex, No One Lives Forever, Max Payne – alles Titel, die das an sich recht stupide Genre des (Ego-)Shooters intelligent variierten und mit neuen, originellen Ideen anreicherten.

(Obwohl Deus Ex eigentlch schon mehr RPG als Shooter ist.)

(Und obwohl diese sture Genre-Einteilung auf Deus Ex bezogen sowieso Unsinn ist.)

(Und obwohl Deus Ex eigentlich ein so singuläres Meisterwerk darstellt, dass man es sowieso kaum mit anderen Spielen vergleichen kann.)

(Ich mag Deus Ex.)

Die große Revolution in meiner Spielerkarriere kam aber erst Anfang 2005: Unser Haushalt bekam Internetzugang, und mir öffneten sich dadurch die Tore in die Welt von e-Bay, Amazon und sonstiger Dienste, wodurch ich unzählige neue Titel kennenlernte. Endlich konnte ich mich wirklich näher mit der Ultima-Reihe (Teil VII siehe oben rechts) und der Interactive Fiction-Szene (inklusive den legendären Infocom-Titeln) beschäftigten. Auch die AGS-Community schien mir wahnsinnig interessant. AGS (Adventure Game Studio) ist ein Programm zum Erstellen klassischer Point&Click-Adventures etwa im LucasArts- oder Sierra-Stil. Und teilweise entstanden und enstehen in dieser Community großartige Titel, die das Herz jedes Adventure-Freundes zum Hüpfen bringen. Wär vielleicht mal einen eigenen Post wert... Ich konsumierte aber nicht nur AGS-Titel sondern erfüllte mir auch den Traum, selbst ein, zwei kleine Adventures zu programmieren. Dasselbe habe ich auf Interactive Fiction bezogen vor (die BASIC-Textadventures gelten nicht, auch wenn eines davon sogar recht gut war), hier kam ich allerdings bis jetzt über ein sehr frühes Stadium der Konzeptionsphase nicht hinaus – aber spätestens wenn Inform 7 final geht, werd ich auch das anpacken.

Irgendwann muss Schluss sein, und bevor ich endgültig als Über-Nerd dastehe, beende ich diese Serie – die wichtigsten Stationen wurden gestreift. Wenn ich in die Zukunft des Mediums blicke, bin ich gespannt und frustriert zugleich. Wirklich spannende, innovative Titel wie Spore sind Mangelware – die Spielemagazine berichten hingegen aufgeregt über inhaltsleere Technikprotzereien wie Crysis oder biedere Schlaftabletten-Adventures wie Runaway 2. Aber ich bezweifle trotzdem nicht, dass noch sehr aufregende Zeiten auf uns Spieler warten und freue mich schon darauf, vielleicht mitzuerleben, wie das Medium langsam seinen Kinderschuhen entwächst.

Samstag, Oktober 28, 2006

Meine Geschichte als Computer- und Videospieler - Teil 4

Seit kurzem hatten wir also einen Pentium mit 450 MHz im Haus, einen High-End-Rechner! Unser erstes Spiel darauf war übrigens Need for Speed III: Hot Pursuit (siehe links), was grafisch natürlich extrem beeindruckend war, wenn man bedenkt, dass wir bis dahin nur einen 486er mit 33 MHz gehabt hatten, der schon seit Jahren hoffnungslos veraltet gewesen war.

Außer Dungeon Master hatte ich noch nie ein richtiges Computer-Rollenspiel gespielt, also noch nie eines, das in einer richtigen Fantasywelt spielt, mit Quests und so weiter, nicht bloß in einem Dungeon. Da ich mich ja so für Handlungsfreiheit begeistern konnte, hatte ich stets einen alten Power Play-Artikel über Ultima V im Kopf (das selbstverständlich nicht mehr erhältich war, auch die Ultima Collection fand sich nirgends), der mich in der Hinsicht beeindruckt hatte. Jetzt kam nach längerer Zeit wieder einmal ein klassisches, wunderschönes Fantasy-Rollenspiel heraus, das von der Fachpresse durchgehend gut bewertet wurde; es hieß Baldur’s Gate. Ich besorgte mir also diesen Titel, war aber bald ziemlich enttäuscht. Zu wenig lebendig schien mir die Welt, zu linear und eingeschränkt das Gameplay. Immerhin stütze ich mich noch immer auf den Artikel über Ultima V, und darin hatte nun einmal jeder NPC einen eigenen Tagesablauf und so weiter. Ich war überrascht, dass etliche derartige Features in einem Titel, der immerhin gut zehn Jahre später erschienen war, fehlten. (Ich sollte später sowohl an die Ultima-Spiele kommen, als auch Baldur’s Gate zu schätzen lernen – kein Grund also zur Beunruhigung.)

Anfang 2000 bekam auch ich einen Computer in mein Zimmer, einen Pentium 500. Bei dessen Grafikkarte war der Ego-Shooter Turok 2 dabei, was mich sehr freute. Richtig gespielt habe ich es aber nie; es gab nämlich einen Cheat, mit dem man den gesamten Level verdunkeln konnte, so dass er wirkte, als würde er in stockfinsterer Nacht spielen, mit dem Flammenwerfer in der Hand als einziger Lichtquelle (siehe rechts). Ich fand das ungeheuer atmosphärisch (am schönsten war es, wenn etwas in bunten Farben explodierte), und spielte dann meistens ein und denselben Level immer wieder mit diesem Cheat, während ich dazu Musik hörte. Ein bißchen krank, ich weiß, aber immehin bin ich somit heute wohl der einzige Mensch auf der Welt, der wenn er einen Song von den Corrs hört an brennende Dinosaurier denken muss.

Mein Lieblingsspiel zu der Zeit war aber Die Sims. Es war in seiner Art völlig neu und machte absolut süchtig. Nicht nur ich, sondern meine gesamte Familie war davon betroffen, was ungünstig war, da wir vier Leute waren, aber nur zwei Computer hatten.

In der Schule war Computerspiel-mäßig ebenfalls eine tolle Zeit angebrochen, da wir ab Schuljahresbeginn über einen Klassen-PC verfügten. Zuerst war eine BASIC-Version von Bomberman das Spiel der Stunde. Als Multiplayer-Titel ja sowieso erwiesenermaßen einer der spaßigsten Titel aller Zeiten, hatte es zusätzlich den Vorteil, dass es nicht nur zu zweit, sondern zu viert an einem PC spielbar war. Es wurde erst abgelöst, als ein anderer Klassenkollege das Freeware-Spiel Liero (siehe links) mitbrachte – eine Art Worms in Echtzeit und eines der besten Beispiele dafür, wie ein extrem simples Spielprinzip für tonnenweise Spielspaß sorgen kann; es war schon toll, nur zuzusehen. So bildeten die Burschen der Klasse (manchmal auch ein oder zwei „coole“ Mädchen) Pause für Pause eine Traube um den PC, und nicht selten blieben einzelne sogar freiwillig länger in der Schule, nur um ihre Revanche zu erhalten.

To be concluded...

Donnerstag, Oktober 26, 2006

Meine Geschichte als Computer- und Videospieler - Teil 3

In der Schule hatte ich einen Freund, mit dem mich verband, dass wir beide hoffnungslos veraltete Computer zu Hause stehen hatten. Während Pentium-Prozessoren von 133 bis 200 MHz zum Standard wurden, hatte ich einen 486er und er (noch schlimmer) einen Amiga 600. Doch wir begeisterten uns für unser Spiele-Hobby. Ich lernte durch ihn Spiele wie Deja Vu kennen (ein Adventure, bei dem mich vor allem die Handlungsfreiheit beeindruckte – ich kannte bis dahin kein Spiel, in dem man sich selbst K.O. schlagen kann!) oder North and South und Worms, die natürlich vor allem zu zweit großen Spaß machen; außerdem diverse Werbe-Adventures wie Telekommando 2, in dem man einen Techniker der Telekom spielt. Es zeigt sich, wie beliebt Point&Click-Adventures in der ersten Hälfte der Neunziger waren, wenn man an diese kuriosen Werbespiele denkt. Unter anderem gab es etwa ein Bifi-Adventure und auch die Bank Austria hatte ein Spiel namens Arnie Goes 4 Gold veröffentlicht. Ganz zu schweigen von Titeln diverser Ministerien wie Das Erbe vom Deutschen Umweltbundesamt.

Wenn es in der Schule zur Pause klingelte, sprangen ich und mein Freund von unseren Plätzen auf und rannten in die Schulbibliothek. Das klingt jetzt unglaublich, erklärt sich aber dadurch, dass in der Bibliothek ein PC stand (ein 386er). Dort spielten wir unter anderem Lemmings, Duke Nukem 2 und alte LucasArts-Adventures – dass wir im Jahr 1997 lebten, also im beginnenden Zeitalter der 3D-Grafikkarten, ging uns am Allerwertesten vorbei – wir waren glücklich in unserer Welt. Bald entdeckten wir im Informatikbereich der Bibliothek, wo auch der Computer stand, ein Buch, das einfach und anschaulich, mit Zeichnungen und Bildern, Jugendlichen die Grundlagen von BASIC vermitteln wollte. Wir gingen es zusammen durch und waren bald in der Lage, selbst kleine Text-Adventures zu schreiben, die wir uns dann gegenseitig vorführten.

Eines Tages steckte mich der 3D-
Wurm dann aber doch an. Nachdem mich das durch Doom populär gewordene Konzept von Spielen in der Ego-Perspektive bereits ziemlich fasziniert hatte, geriet ich eines Tages durch Besuch bei einem Freund in Kontakt mit Jedi Knight (Bild rechts). Als Star Wars-Fan sowieso vorbelastet, war ich von dem Spiel hin und weg – soetwas hatte ich noch nie gesehen. Ab jetzt hatte ich eine Mission. Ich wusste, dass wir zu Hause irgendwann einen neuen PC bekommen würden, und bis dahin musste ich meine Eltern soweit gebracht haben, dass sie mir dieses Spiel erlaubten. Sie waren nämlich in der Hinsicht sehr streng – schon um die Weltraum-Shooter Rebel Assault und X-Wing hatte ich regelrecht kämpfen müssen; diese spielten ebenfalls beide im Star Wars-Universum – aus der Sicht meiner Eltern nahm man also mit diesen Spielen aktiv an einem Krieg teil. Nichtsdestotrotz, ich konnte sie von der Harmlosigkeit beider Titel überzeugen. Bei Jedi Knight würde es aber schwieriger werden; meine Eltern lehnten Ego-Shooter aufgrund ihres Spielprinzips und der damit verbundenen Gewaltdarstellung pauschal ab, und zu allem Überfluss trug Jedi Knight einen Empfohlen ab 18-Sticker der USK - und ich war immerhin erst 14! Es kostete also viel Mühe, aber es gelang: Als wir einen neuen PC mit 450 MHz bekamen, rannte ich zum Software Dschungel und kaufte mir Jedi Knight. Und wie man heute bemerkt, bin ich ein grundanständiger Bürger geworden und habe keinen psychischen Schaden davongetragen (abgesehen von der Sache mit den Prostituierten, die ich hin und wieder verstümmle, aufschlitze und anschließend verspeise).

To be continued...

Dienstag, Oktober 24, 2006

Meine Geschichte als Computer- und Videospieler - Teil 2

Weihnachten 1991 bekamen wir ein Sega Mega Drive, damals das Non-Plus-Ultra auf dem Konsolenmarkt. Unsere erste Spiele darauf: John Madden’s NFL American Football und NHLPA Hockey (beide frühe Titel der EA Sports-Reihen, die noch heute existieren), aber vor allem Sonic the Hedgehog (Bild rechts oben). Das Jump&Run mit dem blauen Igel in der Hauptrolle war der Anstoß für ein jahrelanges fanatisches Suchtverhalten gegenüber allem, was mit Sonic zu tun hatte. Noch heute kann ich mich genau erinnern, wie ich Sonic 2 zum Geburtstag bekommen habe. Wie ich mir Sonic 3 mit hart erspartem Geld gekauft habe. Und wie ich ausflippte, als ich eines Tages zu Weihnachten Sonic&Knuckles aus dem Geschenkkarton ans Licht hob. Ich nahm mir die Musik aus den Levels auf Kassette auf und hörte sie zum Einschlafen. Ich war manisch.

Das war wohl auch der Grund, warum mir meine Eltern einen Game Boy verweigerten. In der Schule hatte jeder einen verdammten Game Boy, und wenn ich bei einem Freund eingeladen war, war es für mich das größte, einen Level Super Mario Land zu spielen. Aber das einzige, was sich Handheld-mäßig bei mir tat, war, dass mir einer dieser Freunde einmal eine oder zwei Wochen seinen Game Gear borgte, was großartig war – immerhin war es das Konkurrenzprodukt von Sega und hatte sogar einen selbständig leuchtenden Farbbildschirm, was beim Game Boy noch über zehn Jahre lang auf sich warten lassen würde...! Die Game Gear-Version von Sonic the Hedgehog spielte ich natürlich wie besessen auf einen Schlag durch (aber sie ist ja auch nicht so lang).

Das nächste Kapitel wurde eröffnet, als sich mein Großvater einen 486er zulegte. In der Zwischenzeit hatte sich der IMB-PC gegenüber Atari, Amiga und C64 endgültig durchgesetzt. Zu diesem Anlass (oder auch zu Geburtstag oder zu Weihnachten) bekam der Großvater von meinen Eltern Indiana Jones and the Fate of Atlantis geschenkt, mit der Begründung, dass es „zur Zeit einfach das beste Spiel“ sei (es gewann knapp gegen Der Patrizier). Die Besuche bei meinen Großeltern wurden damit zu Pilgerfahrten. Der gewaltige Eindruck, den dieses Spiel auf mich machte, ist kaum zu beschreiben. Das gleiche bei Day of the Tentacle (Bild links), das mein Vater eines Tages kaufte und bei meinem Großvater installierte. Was man sich heute nicht mehr vorstellen kann: Die Begeisterung darüber, dass dieses Spiel über SPRACHAUSGABE verfügte! Spätestens jetzt stand fest: LucasArts ist meine Religion.

Eines Tages kaufte sich mein Großvater einen neuen PC (Pentium 166), und wir bekamen den 486er. Er war schon damals veraltet, aber es war unsere erste IBM-Maschine. Und irgendwann brachte mein Vater die 10 Adventures-Compilation von LucasArts nach Hause. Ab da ging es rund: Monkey Island, Zak McKracken, Loom, Sam and Max – alles wurde gnadenlos verschlungen, leider – wie auch schon Fate of Atlantis und Day of the Tentacle – stets mit viel zu schnellem Griff zur Komplettlösung. Was gäbe ich heute darum, mir diesen Teil des Gedächtnisses löschen zu lassen, und all diese Abenteuer noch einmal zu erleben...

To be continued...

Montag, Oktober 23, 2006

Meine Geschichte als Computer- und Videospieler - Teil 1

Jawohl, ich sitze gern vor Bildschirmen und spiele. Seit meiner Kindheit ist meine Faszination für diese Art von Unterhaltung ungebrochen. Und ja, ich glaube daran, dass daraus mal sowas wie eine Kunstform werden kann. Teilweise ist sie das sogar schon. Aber darum soll es hier jetzt nicht gehen; gehen soll es um meine ganz persönliche Geschichte als Computer- und Videospieler. Nur ein relativ kurzes Erinnern mit den wichtigsten Highlights. Mit anderen Medien wie Film wäre das für mich nahezu unmöglich, aber bei Computer- und Videospielen ist das dank der damit einhergehenden technischen Entwicklung, die so ungeheuer schnell voranschreitet, ziemlich spaßig.

Ich bin mir nicht sicher, womit es begonnen hat. Entweder war es das Sega Master System oder der Atari ST. Das waren die Geräte, die meine Eltern besaßen, und beide übten schon in meiner frühen Kindheit eine starke Anziehungskraft auf mich aus. Ältere Generationen werden es nicht verstehen, aber es war einfach ungeheuer aufregend, diese Abenteuer, die man da am Bildschirm erleben konnte. Selbst erleben, nicht einfach anderen dabei zusehen wie im Fernsehen. Keine Ahnung, welches das erste Spiel war, bei dem ich einen Joystick in der Hand hielt. Aber ich erinnere mich sehr gut an die einzelnen Titel, immerhin habe ich sie auch Jahre später immer wieder gespielt. Am Master System waren es vor allem Action-Spiele wie The Ninja, Shinobi, Quartet und Fantasy Zone 2 (Bild links); Sportspiele nahmen schon damals eine eher sekundäre Rolle für mich ein, auch wenn ich etwa Out Run durchaus gerne mochte (aber das ist ja auch ein wahrer Kult-Klassiker; welcher Spiele-Freak, der in den 80ern aufgewachsen ist, kennt nicht die Ohrwürmer Passing Breeze, Splash Wave und Magical Sound Shower...?).

Auf dem Atari gab es neben unbekannteren Titeln wie Pink Panther, Hostages und dem ultra-gruseligen Grafik-Adventure Chono Quest (ich habe es seit Jahren nicht mehr gespielt, aber die musikalische Hauptthema werde ich wohl nie vergessen) Monumente wie Winter Games, Dungeon Master, Populous, Starglider 2, Formula One Grand Prix, Railroad Tycoon und – am wichtigsten – Indiana Jones and the Last Crusade (Bild rechts). Letzteres ist als mein erstes LucasArts-Adventure (damals hieß es noch Lucasfilm Games) eines der wichtigsten und am meisten mit Sentimentalitäten verbundene Spiel meiner Gamer-Karriere. Es hinterließ großen Eindruck bei mir, und als mir meine Eltern eines Tages endlich erlaubten, den dazugehörigen Film zu sehen, war das wie Weihnachten und Ostern an einem Tag (das gehört aber nicht hierher). Den zweiten Platz in dieser Hinsicht nimmt wohl Dungeon Master ein, auch wenn ich noch etwas älter werden musste, um nicht bei jeder Mumie Angstausbrüche zu bekommen. Populous (von dem ich eine Brettspielvariante bastelte), Railroad Tycoon und Winter Games liebte ich ebenfalls, Starglider 2 (Bild links) fand ich zwar irgendwie toll, hab aber nie auch nur ansatzweise verstanden, um was es da eigentlich geht (auch die Anleitung war in englischer Sprache und somit nutzlos für mich); so bin ich halt einfach von Planet zu Planet geflogen, genoß die traumartige Atmosphäre, schoß ein paar Weltraumpiraten ab und ließ mich von der Sonne einschmelzen, was einen coolen grafischen Effekt ergab. Hostage habe ich nur heimlich gespielt (ein "realistisches" Anti-Terror-Spiel; meine Eltern verboten es mir), und bei Formula One Grand Prix hatte ich am meisten Spaß damit, als Geisterfahrer spektakuläre Crashs zu erzeugen und mir diese dann in der Wiederholung aus verschiedensten Kameraperspektiven anzusehen.

To be continued...

Donnerstag, Oktober 05, 2006

Bücher-Sommer 2006


Wie wenig du gelesen hast, wie wenig du kennst - aber vom Zufall des Gelesenen hängt es ab, was du bist.
- Elias Canetti

Die Uni hat wieder begonnen; es ist Zeit den Lese-Sommer Revue passieren zu lassen. Viel war es nicht, aber es hat sich alles gelohnt, wie ich finde. Sachbücher, Comics und Kurzgeschichten lass ich jetzt mal außen vor, übrig bleiben sieben Romane und ein Drama.


Thomas Bernhard: Frost

Eigentlich wollte ich im Sommer ja mehr lesen, aber dann habe ich überraschenderweise sehr lange gebraucht, um mich durch dieses erste Buch zu kämpfen, was meine Pläne so gut wie über den Haufen geworfen hat. Nicht dass Bernhards erster Roman schlecht wäre - er ist nur anstrengend und dabei nicht gerade aufregend.

Ein junger Medizinstudent wird von einem Kollegen in die Provinz geschickt, um dessen Bruder - den exzentrischen alten Maler Strauch - zu beobachten. So pirscht sich der Protagonist an den Sonderling heran und es entsteht so etwas wie eine Freundschaft, die vorwiegend daraus besteht, dass der Maler lange nihilistische Monologe hält, die man auch gut als Aphorismensammlung für Selbstmörder verkaufen hätte können. Mit der Zeit stellt der Protagonist mit einer Mischung aus Angst und Faszination fest, dass ihn das Ausgeliefertsein an die verbitterte Weltsicht des Malers zusammen mit der morbiden Atmosphäre des Dorfes auch selbst zu verändern beginnt.

Der Roman zählt auf jeden Fall zum deprimierendsten, die ich je gelesen habe. Mit welch negativer Wucht hier das Portrait des in einem Tal eingeschlossenen österreichischen Provinzdorfes und seiner Bevölkerung entworfen wird, ist wirklich beeindruckend. Das ganze Buch hindurch herrscht eine geradezu unmenschliche Kälte, sowohl in meteorologischem, als auch in jedem anderen erdenklichen Sinn. Trotzdem: Ich konnte einfach keinen Zugang finden; besonders die Gedankengänge des Malers waren für mich einfach nicht nachvollziehbar, so sehr ich mich auch bemüht habe. Aus meiner Sicht ist es - überspitzt ausgedrückt - einfach das sinnlose Gebrabbel eines Geisteskranken. Eine Zeit lang habe ich überlegt, einen Maler Strauch-Simulator zu programmieren, der per Zufallsprinzip Worte und Satzfetzen so aneinanderreiht, das man glaubt, eine Stelle aus Frost vor sich zu haben. Vielleicht mach ich das eines Tages noch mal.


Ian Fleming: Casino Royale

Ich war eigentlich nie ein großer James Bond-Fan (die meisten Filme finde ich über weite Strecken langweilig), aber auf den neuen Film bin ich doch irgendwie gespannt, schließlich stellt er meinen ersten bewusst miterlebten Bond-Darsteller-Wechsel dar. Da man sich wieder einmal bei einem Fleming-Roman bedient hat, habe ich entschlossen ihn zu lesen, um beim Film besser mitreden (sprich: klugscheißen) zu können. Endlich weiß ich jetzt was die Fans meinen, wenn sie sich einen "härteren, zynischeren Bond wie in den Büchern" wünschen. Dass Bond in Flemings Casino Royale ein Mensch ist und kein Comic-Superheld war wohl die größte Umstellung für mich. Die relativ simple Handlung besteht grob gesagt aus drei Akten, von denen sich jeder ein bisschen anders anfühlt. Der erste, in dem Bond einen feindlichen Agenten beim Bakkarat abzocken muss, ist hierbei der beste und spannendste. Ohne zuviel weiteres zu verraten: Der zweite ist dann fast schon erschreckend düster und hart, während der dritte ruhig und meditativ ist. Insgesamt würde ich sagen, dass Casino Royale ganz okay ist, aber da ich mir eigentlich eine spaßige Agentengeschichte erwartet hatte, hat mich der zynische Tonfall dann doch etwas geschockt.


William Shakespeare: Hamlet

Natürlich kennt jeder Hamlet und weiß in etwa worum es darin geht, aber ich wollte es einmal wirklich lesen. Und wurde überrascht. Über seine Bedeutung und Vielschichtigkeit brauchen wir nicht zu diskutieren, aber das Drama um den dänischen Prinzen ist noch dazu verdammt spannend und unterhaltsam. Was lernen wir daraus: Man sollte sich vom Respekt vor großen Werken der Weltliteratur nicht auffressen lassen, sonst kann einem ein tolles Lesevergnügen entgehen. Das trifft übrigens auch auf Faust I. zu. Ehrlich.


Franz Kafka: Der Prozess

Also Kafka mag ja nun wirklich jeder. Mainstream. Aber der Mann ist eben einfach gut. Auf der einen Seite diese verstörenden menschlichen Urängste, auf der anderen Seite dieses moderne Gefühl der Entfremdung in einer durchbürokratisierten Gesellschaft... Ich habe viele Lieblingsstellen im Prozess, die ich hier liebend gerne nacherzählen oder beschreiben würde, doch ist das leider so gut wie unmöglich. Aber Kafka kennt und liebt ja wie gesagt sowieso jeder, also weiter zum nächsten Büchlein.


Paul Auster: Die New York-Trilogie

Das sind jetzt eigentlich drei kurze Romane, nämlich Stadt aus Glas (City of Glass), Schlagschatten (Ghosts) und Hinter verschlossenen Türen (The Locked Room). Ich habe mir vorgenommen diese Trilogie zu lesen nachdem ich Austers Filmprojekte Smoke und Blue in the Face gesehen hatte. Diesen Sommer habe ich das Vorhaben nun verwirklicht und wurde mit einem interessanten, auf jeden Fall außergewöhnlichen Leseerlebnis belohnt. Den ersten Teil der Trilogie, Stadt aus Glas, kann ich auf jeden Fall bedingunglos weiterempfehlen. Im Mittelpunkt steht der Schriftsteller Daniel Quinn, der in einen höchst sonderbaren Kriminalfall und dabei in eine Art Identitätskrise gerät, von der keine der Figuren im Roman (und darüber hinaus) verschont bleibt. Es entsteht ein komplexes Netzwerk aus falschen Identitäten, Alter Egos und vermeindlich zufälligen Parallelen und Spiegelbildern, so dass jedes Individuum mehrere Ebenen bekommt, die sich wiederum untereinander überschneiden... Verwirrt? Keine Sorge, das ist keines der etlichen Bücher, dass den Leser mit zig Nebenfiguren samt ihren komplizierten Verwicklungen zumüllt, so dass man irgendwann völlig entnervt das Handtuch wirft. Auster baut die Geschichte sehr sauber und durchdacht auf - statt den Leser mit hemmunglosem Informationüberfluss zu überfordern, liefert er Ansätze und Doppelbödigkeiten, die ihm Raum lassen und ihn zum Nachdenken anregen. Gefiel mir sehr gut. Schlagschatten und Hinter verschlossenen Türen sind auch nicht schlecht, allerdings habe ich sie nicht mehr mit demselben Vergnügen gelesen wie Stadt aus Glas, an dessen Gewitztheit und Komplexität sie meiner Meinung nach nicht herankommen.


Thomas Bernhard: Auslöschung. Ein Zerfall

Nach dem äußerst anstrengenden Frost hatte ich ja eigentlich erstmal genug von Bernhard und ihn für diesen Sommer abgeschrieben gehabt. Aber dann stolperte ich eines Abends durch Zufall in das Kulturprogramm von ORF 2.

Mit dem Kulturprogramm im ORF ist es ein bisschen wie am Anfang von Per Anhalter durch die Galaxis, als Arthur Dent eines Morgens aufwacht und ein Bulldozer sein Haus abreißen will. Er protestiert, aber Prosser, der Fahrer des Bulldozers, argumentiert, dass die Pläne für den Abriss die letzten neun Monate im Planungsbüro ausgelegen wären:

Prosser: "Aber die Pläne lagen aus..."
Arthur: "Lagen aus? Ich musste schließlich erst in den Keller runter..."
Prosser: "Da werden sie immer ausgehängt."
Arthur: "Mit einer Taschenlampe."
Prosser: "Tja, das Licht war wohl kaputt."
Arthur: "Die Treppe auch."
Prosser: "Aber die Bekanntmachung haben Sie doch gefunden, oder?"
Arthur: "Jaja, das habe ich. Ganz zuunterst in einem verschlossenen Aktenschrank in einem unbenutzen Klo, an dessen Tür stand Vorsicht! Bissiger Leopard!"

Na jedenfalls sah ich dort eine Wiener Festwochen-Aufzeichnung von Bernhards Dramolett-Trilogie Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen mit Claus Peymann und Hermann Beil. Dabei habe ich mich so glänzend amüsiert, dass ich beschloss, den Sommer mit Bernhards Opus Magnum Auslöschung zu beschließen, von dem mir versichert wurde, dass es besser zu lesen sei als Frost. Eine gute Entscheidung, denn jetzt bin ich mit Bernhard wieder vollends ausgesöhnt.

Der in Rom lebende Protagonist Franz Josef Murau erfährt, dass seine Eltern und sein Bruder bei einem Unfall ums Leben kamen, was ihn zum Haupterben und Verwalter des Familienanwesens Wolfsegg in seinem Geburtsland Österreich macht. Allerdings ist ihm das nicht besonders angenehm, da er Wolfsegg, Österreich und so ziemlich alles was damit zusammenhängt zutiefst verabscheut. Den ersten Teil des Buches verbringt er am Fenster seiner Arbeitszimmers in Rom stehend und sich zurückerinnernd an die Zeit mit seiner ihm verhassten Familie. Im zweiten Teil kehrt er für das Begräbnis nach Wolfsegg zurück.

Man könnte Bernhard vorwerfen, dass er Murau einfach wahllos alles beschimpfen lässt, das ihm einfällt - so einfach ist die Sache allerdings nicht. Als Leser ist man ständig hin- und hergerissen, immer im Zweifel, was man denn nun von diesem Kerl halten soll. Gerade wenn man sich völlig von ihm mitreissen lässt, relativiert er sich im nächsten Moment schon wieder selbst, indem er sich korrigiert, sich widerspricht oder - was so gut wie immer der Fall ist - dermaßen übertreibt, dass es schon wieder komisch wirkt. Außerdem reflektiert Murau durchaus auch über sich selbst, bezeichnet sich sogar dezidiert als "Übertreibungskünstler". Nicht nur das führt auch dazu, dass man sich immer wieder fragt, wieviel von Bernhard denn nun in diesem Murau steckt - auf den ersten Blick immerhin eine ganze Menge. Vielleicht sollte man darüber gar keine Gedanken machen und die Auslöschung einfach ganz entspannt als ungemein gut geschriebene und vollkommen überzogene Satire auf die österreichische Gesellschaft lesen, die laut Murau ausschließlich aus Katholiken und Nationalsozialisten besteht. Meistens beides in einem.

Mittwoch, September 27, 2006

Take My Breath Away Baby

Gestern liefen auf BR sowohl Außer Atem (A bout de souffle) (1960) von Jean-Luc Godard als auch Atemlos (Breathless) (1983), das amerikanische Remake von Jim McBride. Was für eine schöne Gelegenheit, die beiden Filme mal direkt hintereinander zu sehen.

Beide handeln von einem etwas ausgeflippten Kleinganoven, der in eine junge Studentin verliebt ist, die sich von dessem lausbübischen Outlaw-Charme zugleich angezogen und abgestoßen fühlt.

In Anbetracht dessen, dass Godards Film durch seine innovative Inszenierung nicht nur eines der Schlüsselwerke der Novelle Vague, sondern überhaupt einen der revolutionärsten Streifen in der Geschichte des Kinos darstellt, ist der Versuch, die beiden Filme zu vergleichen natürlich das Bescheuertste was man machen kann, und deswegen tu ich das jetzt einfach mal.

Die Hauptfigur


bei Godard: Jean-Paul Belmondo als Michel Poiccard

Cool, ohne Zweifel. Hat auf jeden Fall den zeitloseren Stil: schlechtsitzender Anzug, Krawatte, Hut, dazu meistens Sonnenbrille und Zigarette. Großes Idol: Humphrey Bogart.



bei McBride: Richard Gere als Jesse Lujack

Geschmackssache. Sagen wir mal hart an der Grenze. Styling: unter anderem rotes Rüschenhemd, Fifties-Jacke, gestreifte Hose. Auch sonst auffälliger und zappeliger als Belmondo. Tanzt und singt fast ununterbrochen irgendwelche Rock'n'Roll-Songs. Identifiziert sich mit der Comic-Figur Silver Surfer. Großes Idol: Jerry Lee Lewis.

Das Mädchen

bei Godard: Jean Seberg als Patricia Franchini

Süß, ohne Zweifel. Nationalität: Amerikanerin. Styling: Kurzhaarschnitt und Sonnenbrille. Möchte auf der einen Seite die moderne junge Frau verkörpern, fällt aber auf der anderen Seite auf die altmodischsten Anmachsprüche rein - in der Sequenz, in der sie einen exzentrischen Romancier interviewen muss, wird dieses Dilemma wunderschön auf den Punkt gebracht.

bei McBride: Valérie Kaprisky als Monica Poiccard

Klar, von der Bettkante würde die junge Französin wohl keiner stoßen, trotzdem bleibt sie ziemlich blass und wirkt als Person relativ uninteressant. Ist die meiste Zeit damit beschäftigt notgeilen, alten Architekturprofessoren in den Arsch zu kriechen.

Die Musik

bei Godard: Die jazzigen, improvisiert wirkenden Themen passen wundervoll zum Stil des Films und die kurzen, wiederkehrenden Leitmotive summt man noch lange nach dem Abspann.

bei McBride: Auch hier muss man einen glatten Einser vergeben. Fifties-Rock'n'Roll regiert den Soundtrack und harmoniert damit mit dem Lebensgefühl der Hauptfigur. Toll vor allem die allerletzte Sequenz, wenn sich Kitsch-Orchester und Rock'n'Roll quasi ein Duell liefern.

Die Inszenierung

bei Godard: Handkamera, Improvisation, Originalschauplätze, Jump-Cuts, Jump-Cuts, Zitate und Jump-Cuts.

bei McBride: Action, Romantik, Suspense, Kitsch, Erotik - Hollywood as its best: bigger than life. Dazu viel amerikanische Popkultur: Rock'n'Roll, Comics, Autos und Graffitis.

Fazit

Alles in allem gefallen mir beide Filme ziemlich gut. Natürlich ist Godards Film wichtiger und bahnbrechender, aber McBrides Version ist für ein Remake in neuem Kontext ziemlich gut gelungen. Es hat seinen Reiz, die französisch-Novelle-Vague-artige und die modern-hollywoodeske Realisierung einer Idee nebeneinander zu haben (wie etwa auch bei Claude Chabrols La femme infidele und Adrian Lynes Unfaithful - letzeres übrigens ebenfalls mit Richard Gere).

Mittwoch, September 13, 2006

San Andreas's 115th Dream

Heute Nacht hatte ich einen recht seltsamen Traum. Ich befand mich als blinder Passagier auf einem Piratenschiff, zusammen mit noch ein paar anderen, darunter Männer, Frauen, Kinder, von allem etwas. Das Ungewöhnliche war, dass die Mannschaft des Schiffs nicht aus Piraten, sondern ausschließlich aus Nazi-Soldaten bestand. Wir waren hinter Kisten versteckt und beobachteten sie beim Im-Stechschritt-Marschieren an Deck, als uns plötzlich der Atem stockte – Hermann Göring trat aus der Kapitänskajüte und verkündetete wütend schreiend, dass er nichts mehr hasse als blinde Passagiere, und dass er das Schiff persönlich nach solchen absuchen werde. Von Panik ergriffen suchten wir nach Verstecken. Da erblickte ich eine kleine Waschschüssel, wie ich sie aus dem Pflegeheim, in dem ich meinen Zivildienst abgeleistet hatte, kenne. Ich schnappte sie, lief in eine dunke, abgelegene Ecke und schaffte es dort tatsächlich, mich komplett in der Schüssel zu verkriechen, so dass es bei sehr oberflächlichem Hinsehen so aussah, als würde nur ein Haufen Kleidung darin liegen. Doch nach kurzer Zeit kam Göring bereits direkt auf die dunkle Ecke zu, noch immer schreiend, inzwischen zählte er Foltermethoden auf, die er an blinden Passagieren vorzunehmen pflege. Als er bereits wenige Zentimeter von der Waschschüssel entfernt war, wurde er im letzen Moment durch irgendetwas abgelenkt und gab die Suche auf. Letztenendes hatte der dicke Hermann keinen von uns entdeckt, und wir feierten schließlich unseren Erfolg so offen und herzlich, dass man annehmen muss, dass die Nazis aus irgendeinem Grund sämtlich verschwunden waren. Ende gut, alles gut.

Ich biete die Verfilmungsrechte dieses Traums hiermit zum Verkauf an. Denn Nazis und Piraten, das kann nur ein Hit werden. Gleichzeitig wäre ich sehr an einer psychoanalytischen Deutung interessiert.

Samstag, September 09, 2006

Der faulige Gestank der Ignoranz

Eigentlich wollte ich diese dämliche Diskussion ja vollkommen ignorieren, weil sie mich sowieso nur aufregt. Die Rede ist von der Eva-Herman-Karriere-oder-Kinder-Sache. Was mein Blut dabei am meisten in Wallung bringt ist, dass es laut dieser Debatte (wie übrigens in fast jeder Debatte zu diesem Thema), sowieso nur zwei Typen von Frauen gibt.

1) Schüchterne Hausmütterchen, die sich nicht trauen, ihrem bösen, meist betrunkenen, jeden abend Fußballschauenden Mann zu widersprechen. Sie tragen stets eine geblümte Schürze, verbringen den ganzen Tag nur mit Kochen, Windeln wechseln und in der Bibel lesen, und haben nicht die geringste Ahnung, dass es auch einen weiblichen Orgasmus gibt. Sie sind dumm, ungebildet und leben in der sogenannnten „Provinz“, was in Österreich „alles außer der Wiener Innenstadt“ bedeutet.

2) Knallharte, coole, wunderschöne, sexy, intelligente, emotional gefestigte, reife, starke, selbstbewusste, unabhängige, schlaue, hochgebildete, ehrgeizige Karrierefrauen. Diese Frauen sind ausnahmslos in kreativen, topbezahlten Bürojobs (meistens in der Marketing-Branche oder im Journalismus) tätig, tragen immer ein maßgeschneidertes Kostüm, und befinden sich stets in Konkurrenz mit anderen, die genauso ehrgeizig wie sie selbst sind, den nächst höheren Posten zu ergattern, damit sie dann noch mehr verdienen. Während sich die Mittel der anderen auf Mobbing, Intrigieren und mit dem Chef ins Bett gehen beschränken, versuchen sie selbst, ihre Ziele ausschließlich durch harte Arbeit und gute Ideen zu erreichen. In Österreich leben sie ausnahmslos in der Wiener Innenstadt, haben aber vor, so bald wie möglich nach Berlin zu ziehen.

Ich könnte noch viel länger weitermachen, aber das erübrigt sich sowieso. Einfach einer Diskussion zum Thema lauschen oder ein paar Artikel lesen, um die beiden Profile bis ins Unendliche zu erweitern. Es lebe der faulige Gestank der Ignoranz.

Dienstag, August 29, 2006

Miami Vice


Nach meinen letzten beiden Kinobesuchen (Pirates of the Carribean 2, Superman Returns) war Miami Vice eine Wohltat. Endlich wieder mal ein Film, bei dem man sich nicht in jeder zweiten Sequenz denken musste "Ach Gott wie peinlich" oder "Für wie blöd halten die mich?" Ich verlange ja keinen intellektuellen Tiefgang von einem Sommerblockbuster, aber zumindest einen Funken Respekt vor dem Zuseher. Was nicht heißt, dass Michael Manns Cop-Thriller ein absolutes Meisterwerk ist, aber man bekommt auf alle Fälle etwas mitreißendes geboten.

Ich habe die Serie nie gesehen, kann also auch keine Vergleiche anführen, allerdings habe ich vielerorts gelesen, dass der Film quasi einen Neubeginn darstellt und nicht allzu viel mit der Serie gemein hat – soll mir recht sein.

Der Film hat mir in etwa das gegeben, was ich erwartet habe: keine wahnsinnig originelle Story, aber eine verdammt stilvolle Inszenierung. Das Drehbuch bietet im Großen und Ganzen nichts, was wir nicht schon aus anderen Thrillern kennen: Die beiden Cops Sonny Crockett (Colin Farrell) und Rico Tubbs (Jamie Foxx) arbeiten undercover in der Organisation eines mächtigen Drogenbarons, in dessen Freundin sich Crockett verliebt. Wir klappern Standardsituationen des Genres ab (unbemerktes Einschleusen in die Bande, Bürohengst aus Washington nervt, Geiselnahme etc.) und bekommen auch keine besonders tiefsinnigen Dialoge zu hören.

Das klingt jetzt nach einem Film Marke Michael Bay oder Roland Emmerich, der das ganze mit haufenweise spektakulär-bombastischen Actionsequenzen kompensiert, aber weit gefehlt. Wir bekommen weder irre Verfolgungsjagden noch wahnsinnige Stunts geboten, sondern eher sparsam eingesetzte Action, die um ein realistisches Flair bemüht ist. Wer Heat oder Collateral gesehen hat, weiß in etwa, was ihn in der Hinsicht erwartet – ein harter, ernsthafter Thriller für Erwachsene. Der Film geht nie soweit, dass er es in irgendeiner Hinsicht übertreibt. Es gibt Stimmen, die sich eine intensivere Charakterisierung der Freundschaft zwischen Crockett und Tubbs gewünscht hätten. Ich finde, es wurde genau richtig gemacht. Es gibt keine formelhafte "So, jetzt stellen wir die Freundschaft der Hauptfiguren vor"-Sequenz aus dem Hollywood-Handbuch, sondern die Beziehung der beiden geht aus ihrem Verhalten hervor. Der Gipfel der Intimität ist es, wenn sie vor dem Showdown einen Moment lang kumpelhaft die Fäuste zusammenschlagen. Wenn ich da an die "Du weißt, dass ich dich liebe, Riggs"-Sequenz aus Lethal Weapon 3 denke, bin ich Miami Vice sehr dankbar für diese Subtilität.

Was den Film jetzt zu etwas wirklich Besonderem macht ist seine Ästhetik; Mann versteht es, die Atmosphäre des nächtlichen Miami und auch anderer Locations ungeheuer intensiv einzufangen. Dazu kommen immer wieder dokumentarisch wirkende, grobkörnige Handkamera-Aufnahmen, die den Realismus und das Mittendrin-Gefühl verstärken. Der Film wirkt dadurch sehr frisch und dynamisch. Und auch das Sounddesign ist erstklassig. Schon bei Collateral fand ich es großartig, dass ein Pistolenschuss im Gegensatz zu anderen Filmen wirklich so verflucht laut ist, dass man im Kinosessel zusammenzuckt. Eine im Grunde simple Maßnahme, aber ungeheuer wirkungsvoll, da uns Schüsse aus Feuerwaffen im Hollywood-Kino mittlerweile so vertraut sind, dass wir sie oft gar nicht mehr richtig wahrnehmen. Zusammenfassend kann man also sagen: Die Form triumphiert über den Inhalt. Den Film anzusehen ist einfach ein Genuss. Und sollte tatsächlich ein Director’s Cut auf DVD erscheinen, werde ich ziemlich sicher zugreifen.

Trotzdem ist die Durchgestyltheit und Coolness des Fims im Unterschied zu typischen Hochglanzproduktionen kein Selbstzweck, da sie sich selbst durchaus zwiespältig gegenübersteht. Jedenfalls hat man nicht den Eindruck, dass sich die beiden Hauptfiguren in dieser eiskalten Welt wohlfühlen. So betrachtet besitzt auch die Tatsache, dass der Film mit dem Song Numb eröffnet wird durchaus eine Bedeutung.

Die Sequenzen, die mich am meisten beeindruckt haben, waren übrigens der Anfang und das Finale. Der Anfang, weil das gnadenlose Ich-werf-euch-ohne-Vorspann-direkt-in-medias-res einfach unglaublich gut gelungen ist, und das Finale, weil es so packend und spannend war, dass es noch einige Zeit nachdem man den Kinosaal verlassen hat nachwirkt.

Sonntag, August 27, 2006

Rumble Fish


Gestern Abend habe ich Francis Ford Coppolas Rumble Fish (1983) gesehen, einen faszinierenden, atmosphärisch sehr dichten Film, der einen Einblick in das jugendliche Bandenmilieu einer amerikanischen Großstadt liefert. Er ist extrem stark durchkomponiert, vielleicht sogar zu sehr (ein paar weniger Einstellungen von Uhren hätten auch gereicht, damit die "Time is running out"-Botschaft ankommt); nichtsdestotrotz: Die Schwarz-Weiß-Photographie ist äußerst beeindruckend und erinnert mit ihren Schattenspielen und oft extremen Perspektiven an den deutschen Expressionismus oder den Film Noir. Zusammen mit den surrealen Effekten wie im Zeitraffer vorbeiziehende Wolken, denkt man gar das ein oder andere Mal an David Lynchs Eraserhead und Elephant Man. Dazu kommt ein treibender, stark perkussiv ausgerichteter Score vom Ex-Police-Schlagzeuger Stewart Copeland, der die Stimmung weiter verdichtet. Die Besetzung hat mich ziemlich aus den Latschen gekippt - ein bekanntes Gesicht nach dem anderen, die meisten jünger, als man sie sonst kennt: Matt Dillon, Mickey Rourke, Nicholas Cage, Dennis Hopper, Diane Lane (eine der schönsten Hollywood-Frauen und schon damals sehr hübsch), Chris Penn, Laurence Fishburne, Tom Waits... Alles in allem also ein sehr empfehlenswerter Film, wenn auch im Kino und im Original bestimmt ungleich wirkungsvoller als im Fernsehen.

IMDB-Eintrag
SZ-Cinemathek-DVD

Mittwoch, August 23, 2006

One, Two, Three


Ich weiß, man ist ziemlich allein, wenn man Some Like It Hot nicht für die beste Billy Wilder-Komödie oder gar die beste Komödie aller Zeiten hält. Und der Film hat ja auch seine Qualitäten. Aber mich persönlich haben andere Wilder-Filme mehr beeindruckt. Wenn es um seine Komödien geht, heißt mein neuer Liebling One, Two, Three – eine wahre Hochgeschwindigkeits-Satire, mit einem geradezu im Sekundentakt feuernden Witzarsenal, mit dem man locker drei Komödien hätte füllen können und in der wirklich alles auf die Schaufel genommen wird: amerikanisch-kapitalistischer Größenwahn, kommunistische Ideale, bürgerliche Plattitüden, „deutsche“ Tugenden, Geilheit, schlechte Musik, jugendliche Naivität, altvaterliche Überheblichkeit. Dazu gibt es ein herrliches Ensemble, bis in die Nebenrollen großartig, im Mittelpunkt Mr. Grapefruit James Cagney als Boss der Berliner Filiale des Coca Cola-Konzerns – eine perfekte Rolle für den alten Gangster.

IMDB-Eintrag
Kritik auf Filmstarts.de

Samstag, August 05, 2006

40 Jahre "Revolver"


Heute vor 40 Jahren ist Revolver von den Beatles erschienen - ein Album, das auf dem ständig umkämpften ersten Platz meiner liebsten Beatles-Alben bemerkenswert oft auftaucht (darin nur übertroffen von Abbey Road). (Anm.: Man beachte, wie geschickt ich mich um eine Reihung von Beatles-Alben zu drücken versuche, nur um dann doch eine zu liefern.) Nutzen wir die Gelegenheit doch, um nicht über die historische Bedeutung, die Einflüsse von Drogen oder das Klaus Voormann-Cover zu sprechen, sondern über die Songs – und zwar streng subjektiv.

1. Taxman

Ein geradliniges Rockstück, in dem sich Harrison über die Steuer ärgert. Ob man es glaubt oder nicht, gleich der Opener gefällt mir gar nicht so wahnsinnig. Für mich trotz des witzigen Texts einer der verzichtbareren auf der Platte.

2. Eleanor Rigby

Aber jetzt geht’s los. Was für ein Song. McCartney singt über Einsamkeit, Vergänglichkeit und Tod und wird dabei nicht etwa von den restlichen Beatles, sondern von zwei Streichquartetten begleitet.

Father McKenzie
Wiping the dirt from his hands as he walks from the grave
No one was saved

Unerreicht.

3. I’m Only Sleeping

Für mich als militanten Morgenmuffel sowieso ein perfektes Stück. Fängt großartig die Atmosphäre des morgendlichen Halbschlafes ein und ist in einer ökonomisch bestimmten, hektischen Leistungsgesellschaft wie unserer im Grunde der radikalste Protestsong, den man sich vorstellen kann.

Everybody seems to think I'm lazy
I don't mind, I think they're crazy
Running everywhere at such a speed
Till they find, there's no need

Besonders cool: Die rückwärts abgespielten Gitarren.

4. Love You To

Irgendwie mag kaum jemand, den ich kenne, diese Indischen-Exzess-Songs von Harrison wie diesen hier oder auch Within You Without You auf Sgt. Pepper. Ich finde beide toll und Love You To ist sogar mein Lieblings-Harrison-Song auf dem Album.

5. Here, There And Everywhere

Auch wenn mich die Lennon-Extremisten dafür verabscheuen: Ich find’s großartig (und hey, auch Lennon mochte den Song.) Inspiriert von God Only Knows von den Beach Boys gelingt McCartney wie schon bei Yesterday oder Michelle eine unwiderstehlich schöne Pop-Melodie.

6. Yellow Submarine

Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich den Film in meiner Kindheit gesehen habe. (Wer ihn nicht kennt, sofort nachholen.) Dementsprechend groß ist meine Liebe zu diesem einfachen, aber unheimlich charmanten Liedchen. Everyone of us has all we need...

7. She Said She Said

Hier haben wir Psychedelic-Rock der besten Sorte von Lennon, inspiriert von einem Ausspruch Peter Fondas während einer gemeinsamen LSD-Session. Der When I was a boy-Teil wirkt in seiner Deplatziertheit herrlich bizarr.

8. Good Day Sunshine

Auch eher ein Song zum Überspringen. Wahrscheinlich zuviel Lebensfreude für meinen Geschmack.

9. And Your Bird Can Sing

Lennon hat sich später für den Song geschämt, hatte aber wie ich finde keinen Grund dazu. Okay, es ist kein großer Wurf, aber immerhin recht mitreissend.

10. For No One

Genial. Eine der besten McCartney-Kompositionen. Melancholisch, bescheiden, hat Stil.

11. Doctor Robert

Okay, aber auch nicht gerade das Spannendste auf dem Album. Am besten gefällt mir der fies-ironische Well, well, well, you’re feeling fine-Teil.

12. I Want To Tell You

Nicht mein Lieblings-Harrison-Song, aber durchaus kreativ. Das Riff zum Beispiel ist toll.

13. Got To Get You Into My Life

McCartneys Hymne auf Marihuana, aber natürlich funktioniert’s auch auf alles andere angewendet. Tolle Bläser.

14. Tomorrow Never Knows

Die Krönung. Die Melodie dieses experimentellen, meditativen Meisterwerks basiert wie in der indischen Musik nur auf einem einzigen Akkord, der Text ist von Timothy Learys Buch The Psychedelic Experience inspiriert (das wiederum auf das tibetanische Totenbuch zurückgreift) und last but not least kommen die irrsten Studioeffekte zum Einsatz. Lennon sagte in seiner gewohnt konkreten Art zum Produzenten George Martin, er wolle, dass seine Stimme klänge wie die des Dalai Lama, der auf dem höchsten Berggipfel singt, mit tausenden Mönchen, die im Hintergrund mitsingen – was mit Hilfe eines Leslie-Lautrechers recht gut gelungen ist, wie ich meine. Dazu kamen die Bandschleifen, die unter anderem für das „synthetische Möwengeschrei“ und das Chaos aus Trompeten und Gitarren sorgten, das sich durch den ganzen Song zieht. Und nicht vergessen werden darf natürlich Ringo Starrs kongenialer Schlagzeug-Beat. Turn off your mind, relax and float down stream…

Donnerstag, August 03, 2006

Die unabhängigste Tageszeitung der Welt

Es ist wahrlich sagenhaft, mit welcher Dreistigkeit und Ungeniertheit die Krone schon jetzt massiven Wahlkampf für Hans Peter Martin und seine Bürgerliste betreibt. Seit er am Sonntag mittels eines ganzseitigen Inserats (von der Zeitung nur sehr halbherzig als Gastkommentar getarnt) dazu aufgerufen hatte, ihm "so schnell wie möglich" Unterstützungserklärungen für seine Kandidatur zu unterschreiben, samt Überschrift "Für Kleinparteien wird Antreten von H.-P. Martin schmerzhaft" auf der gegenüberliegenden Seite und natürlich der Headline "Ab Dienstag sammelt er Unterschriften: H.P. Martin startet in den Wahlkampf" auf dem Titelblatt, verging fast kein Tag, an dem Opi Dichand nicht auf seinen derzeitigen Liebling geachtet hätte.

Am Montag auf Seite 5 die irrsinnig spannende Schlagzeile "Konkurrenz wartet, ob H.-P. Martin Hürdenlauf zur Kandidatur schafft", am Dienstag ausnahmsweise nur gewöhnlich niveauloses EU-Bashing, am Mittwoch ein Foto von HPM vor der Ortstafel von Bregenz, wo er mit dem Unterschriftensammeln loslegte, und heute eine ganze (!) zusätzliche Leserbriefseite, die sich nur mit dem selbsternannten Saubermann beschäftigt (mit dem extrem ausgewogenen Meinungsverhältnis von sechs Leserbriefen für und einem gegen ihn).

Mit der Krone im Rücken sollte es für Martin ein Leichtes sein, nicht nur zur Wahl antreten zu können, sondern auch ins Parlament zu kommen. Gut, in die Regierung wird er es meiner Einschätzung nach kaum schaffen, aber es nervt mich trotzdem immer wieder, dass manche Leute für ihre Wahlwerbung bezahlen müssen und andere sie umsonst bekommen, sei es von Fast-Food-Konzernen oder von "unabhängigen" Medien.

Montag, Juli 17, 2006

HR Giger


Im Kunsthaus Wien findet momentan eine Retrospektive des Schweizer Surrealisten HR Giger statt, der dank seiner Oscar-gekrönten Designs für Ridley Scotts Film Alien wohl vielen bekannt sein dürfte.

Heute habe ich die Austellung besucht und sie ob Gigers alptraumhafter Gemälde und Skulpturen leicht verstört wieder verlassen. Der Künstler entwirft in seinen Werken höllengleiche Welten und Visionen, in denen Mensch und Maschine zu grotesk-entstellten, aber auch irgendwie faszinierenden Schreckensgebilden verschmolzen sind. Dabei scheint Giger ein besonderes Faible für die Bereiche Geburt und Sexualität zu haben - und das nicht in einem besonders lebensfrohen, optimistischen Sinn...

Auch ein Alien-Modell in Lebensgröße gibt es zu bewundern. Wer wissen will, was Furcht bedeutet, kann sich vor dem Biest hinknien und ihm direkt ins "Gesicht" blicken. Pleasant dreams.

Wer mehr über Giger wissen will, den verweise ich auf die beiden offiziellen Webseiten http://www.hrgiger.com und http://www.giger.com, sowie auf diese Online-Gallerie: http://www.therionweb.de/giger/giger.htm. Hier die Seite zur Ausstellung im Kunsthaus Wien: http://www.kunsthauswien.com/deutsch/austellungen/hr_giger.php.

Mittwoch, Juli 12, 2006

Thom Yorke: The Eraser


Das neue Radiohead-Album lässt wohl noch einige Zeit auf sich warten, dafür hat Frontman Thom Yorke am Freitag sein erstes Solo-Album The Eraser veröffentlicht, auf dem er seine Vorlieben für elektronische Spielereien mal ohne Einschränkungen ausleben kann. Nach den ersten Hördurchgängen glaube ich sagen zu können, dass ihm ein sehr faszinierendes und interessantes Album gelungen ist, das aber natürlich kein zweites Kid A ist, wie uns offenbar einige Kritiker weismachen wollen. Vielmehr zeigt sich bei dem Album ganz deutlich, das Radiohead nicht Thom Yorke allein ist und wie wichtig das Band-Kollektiv doch für den kreativen Prozess ist. Natürlich, The Eraser ist ein tolles Album, aber die kreative Bandbreite von Kid A oder auch Amnesiac bietet es nicht. Thom Yorke mag ein Genie sein, aber er allein kann uns Radiohead nicht ersetzen - ich finde, das ist durchaus ein beruhigender Gedanke.

Samstag, Juli 08, 2006

Von Dimensionstoren und Rabbis

Mein Bruder hat vor kurzem das protzige Mega-Rollenspiel "The Elder Scrolls IV: Oblivion" geschenkt bekommen und kommt gar nicht mehr davon los. Auch ich war schon lange auf diesen Titel neugierig, bietet er doch laut Werbung und Testberichten gigantische Handlungsfreiheit und eine realistisch simulierte Spielwelt, inklusive NPCs mit eigenem Tagesablauf. Meine Hoffnung auf ein Spiel, das endlich wieder einmal relevante inhaltliche statt technischer Entwicklungen bietet, wurde aber zumindest nach dem ersten Anspielen größtenteils enttäuscht, wie schon beim Vorgänger "Morrowind". Nicht nur, dass die Story darauf hinausläuft, dass ich mal wieder Dimensionstore verschließen muss (wie originell), nicht einmal die Spielwelt wirkt annähernd so lebendig wie im 14 Jahre alten Klassiker "Ultima VII: The Black Gate" (Ich bin mir bewusst, dass man da auch ein Dimensionstor zu verschließen hatte - aber anno 1992 war die Idee noch nicht dermaßen ausgelutscht). Was nicht heißt, dass ich mir "Oblivion" nicht noch einmal zur Hand nehmen werde - vielleicht urteile ich ja zu vorschnell.

Spielerisch viel mehr beeindruckt hat mich "The Shivah", ein vor kurzem erschienenes Freeware-Adventure, das von Dave Gilbert via AGS programmiert wurde. Fans von klassischen Point&Click-Adventures (Sierra, LucasArts etc.) sollten sich diese Perle nicht entgehen lassen. Es handelt sich um eine Art jüdischen Noir-Krimi, in dem man die Rolle des in einer Lebenskrise steckenden Rabbis Russell Stone übernimmt. Ein wirklich cleveres, gut geschriebenes Spiel mit innovativen Ideen. Da es innerhalb eines Monats für den Wettbewerb MAGS programmiert wurde, ist es nicht allzu lang, bietet aber dafür dank mehrerer verschiedener Endsequenzen einen durchaus hohen Wiederspielwert.

Alles braucht einen Anfang...

...darum erkläre ich hiermit meinen Blog für eröffnet. Ich kann es gar nicht erwarten, die ersten Blog-Spams zu löschen, verklagt zu werden oder sonstige witzige Dinge zu erleben. In diesem Sinne: Los geht's.