Montag, Juli 07, 2008

Wir sind SCHEISSE!

Ich muss gestehen, ich selbst bin verblüfft, als wie passend sich mein Anfang 2007 geäußerter Kommentar zur politischen Lage in Österreich im Rückblick erwiesen hat:

Österreich hat jetzt endlich was es wollte. Eine "stabile" große Koalition unter dem Bundeskanzler Molterer Gusenbauer. Herzlichen Glückwunsch, ihr Deppen. Und viel Spaß.

Ich würde lachen, wenn es nicht so ärgerlich wäre. Und es ist verdammt ärgerlich. Viel zu wenige Menschen scheinen zu realisieren, wie ärgerlich es ist - was für eine komplette Katastrophe das Jahr 2008 für Österreich ist.

Man muss sich das nur mal Augen führen: Ein Großteil der ersten Hälfte des Jahres bestand für die Regierung im Grunde aus Streitereien, Blockierungen und Eitelkeiten. Die ÖVP spielt zum zweiten Mal das gleiche Spiel: Eine Scheinkoalition mit einem labilen, unfähigen Partner eingehen, ihn anschließend so lange anstupsen und anrennen lassen, bis er von selbst in sich zusammenbricht. Anschließend selbst deutlich gestärkt in Neuwahlen gehen, um in der Konsequenz quasi eine Alleinregierung führen zu können. Das hat 2002 mit der FPÖ hervorragend geklappt, und jetzt ist die SPÖ dran. Kinderspiel - beiden Parteien ist die ÖVP intellektuell und strategisch haushoch überlegen. Man liest zwar immer wie intelligent und gebildet Gusenbauer denn nicht sei, merken tut davon in der Praxis halt keiner was. In Fernsehinterviews und bei öffentlichen Auftritten kommt er sowieso seit Jahren als gutmütiger, aber leicht dümmlicher Holzkopf herüber.

Im Juni kam die Fußball-EM, also das so ziemlich beste was der Regierung passieren konnte, weil Politik in dem Zeitrahmen im öffentlichen Raum so gut wie nicht existiert. Eine Auszeit also, in der die Bürger die politische Lage vergessen und Österreich in jedem Fall voll super finden. Gusenbauer ist durch Hickersberger ersetzt.

Kaum ist die EM vorbei geht es aber weiter. Hans Dichand hievt Walter Feymann an die Spitze der SPÖ und versetzt ÖVP-Außenministerin Ursula Plassnik einen Tritt in die Magengrube. Molterer erkennt, dass er handeln muss bevor es zu spät ist und spielt die "Neuwahlen"-Karte aus. Was bedeutet, dass wir also auch den Rest des Jahres politisch vergessen können, weil er mit millionenteurem, stupidem Wahlkampf-Scheißdreck und Koalitionsgesprächen zugekleistert sein wird.

Und danach? Wird es weitergehen. Wenn wir Glück haben nicht ganz so schlimm wie in letzter Zeit, aber schlimm auf "gewöhnlichem" Niveau. Denn wirklich etwas ändern wird sich in Österreich sowieso lange nicht, dank Stammwählern, Medienkonzentration, Globalisierung und all der anderen schönen Dinge, die aus dem Konzept der Demokratie längst einen schlechten Witz gemacht haben.

Bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen kann ich mir wenigstens mit viel Anstrengung irgendwie einreden, dass mit Obama alles anders wird, auch wenn es blöd und naiv ist. In Österreich aber darf ich nicht einmal träumen.

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