Donnerstag, Oktober 26, 2006

Meine Geschichte als Computer- und Videospieler - Teil 3

In der Schule hatte ich einen Freund, mit dem mich verband, dass wir beide hoffnungslos veraltete Computer zu Hause stehen hatten. Während Pentium-Prozessoren von 133 bis 200 MHz zum Standard wurden, hatte ich einen 486er und er (noch schlimmer) einen Amiga 600. Doch wir begeisterten uns für unser Spiele-Hobby. Ich lernte durch ihn Spiele wie Deja Vu kennen (ein Adventure, bei dem mich vor allem die Handlungsfreiheit beeindruckte – ich kannte bis dahin kein Spiel, in dem man sich selbst K.O. schlagen kann!) oder North and South und Worms, die natürlich vor allem zu zweit großen Spaß machen; außerdem diverse Werbe-Adventures wie Telekommando 2, in dem man einen Techniker der Telekom spielt. Es zeigt sich, wie beliebt Point&Click-Adventures in der ersten Hälfte der Neunziger waren, wenn man an diese kuriosen Werbespiele denkt. Unter anderem gab es etwa ein Bifi-Adventure und auch die Bank Austria hatte ein Spiel namens Arnie Goes 4 Gold veröffentlicht. Ganz zu schweigen von Titeln diverser Ministerien wie Das Erbe vom Deutschen Umweltbundesamt.

Wenn es in der Schule zur Pause klingelte, sprangen ich und mein Freund von unseren Plätzen auf und rannten in die Schulbibliothek. Das klingt jetzt unglaublich, erklärt sich aber dadurch, dass in der Bibliothek ein PC stand (ein 386er). Dort spielten wir unter anderem Lemmings, Duke Nukem 2 und alte LucasArts-Adventures – dass wir im Jahr 1997 lebten, also im beginnenden Zeitalter der 3D-Grafikkarten, ging uns am Allerwertesten vorbei – wir waren glücklich in unserer Welt. Bald entdeckten wir im Informatikbereich der Bibliothek, wo auch der Computer stand, ein Buch, das einfach und anschaulich, mit Zeichnungen und Bildern, Jugendlichen die Grundlagen von BASIC vermitteln wollte. Wir gingen es zusammen durch und waren bald in der Lage, selbst kleine Text-Adventures zu schreiben, die wir uns dann gegenseitig vorführten.

Eines Tages steckte mich der 3D-
Wurm dann aber doch an. Nachdem mich das durch Doom populär gewordene Konzept von Spielen in der Ego-Perspektive bereits ziemlich fasziniert hatte, geriet ich eines Tages durch Besuch bei einem Freund in Kontakt mit Jedi Knight (Bild rechts). Als Star Wars-Fan sowieso vorbelastet, war ich von dem Spiel hin und weg – soetwas hatte ich noch nie gesehen. Ab jetzt hatte ich eine Mission. Ich wusste, dass wir zu Hause irgendwann einen neuen PC bekommen würden, und bis dahin musste ich meine Eltern soweit gebracht haben, dass sie mir dieses Spiel erlaubten. Sie waren nämlich in der Hinsicht sehr streng – schon um die Weltraum-Shooter Rebel Assault und X-Wing hatte ich regelrecht kämpfen müssen; diese spielten ebenfalls beide im Star Wars-Universum – aus der Sicht meiner Eltern nahm man also mit diesen Spielen aktiv an einem Krieg teil. Nichtsdestotrotz, ich konnte sie von der Harmlosigkeit beider Titel überzeugen. Bei Jedi Knight würde es aber schwieriger werden; meine Eltern lehnten Ego-Shooter aufgrund ihres Spielprinzips und der damit verbundenen Gewaltdarstellung pauschal ab, und zu allem Überfluss trug Jedi Knight einen Empfohlen ab 18-Sticker der USK - und ich war immerhin erst 14! Es kostete also viel Mühe, aber es gelang: Als wir einen neuen PC mit 450 MHz bekamen, rannte ich zum Software Dschungel und kaufte mir Jedi Knight. Und wie man heute bemerkt, bin ich ein grundanständiger Bürger geworden und habe keinen psychischen Schaden davongetragen (abgesehen von der Sache mit den Prostituierten, die ich hin und wieder verstümmle, aufschlitze und anschließend verspeise).

To be continued...

2 Kommentare:

hat gesagt…

oh gott, du sprichst mir aus der seele.
ich weiß nicht wie viele verstümmelte prostituierte schon dran glauben mussten, und alles dank natural born killers und quake.

Anonym hat gesagt…

Sehr cooles Feature. Respekt.