Montag, Dezember 11, 2006

The Man Who Wasn't There


Endlich. Diesen Film wollte ich ja wohl schon ewig sehen. Gestern Nacht lief er endlich einmal im Free-TV, und zwar auf ARD, unter dem von mir noch nie zuvor gehörten, ziemlich dummen, aber nichtsdestotrotz irgendwie süß klingenden Titel Der unauffällige Mr. Crane. Der Film stammt aus dem Jahr 2001 und von Joel und Ethan Coen, dem Brüderpaar, das uns bereits zuvor regelmäßig mit Perlen des schrägen, aber stilvollen Kinos verwöhnt hat, darunter Fargo, The Big Lebowski, O Brother, Where Art Thou? oder mein ewiger Favorit Barton Fink.

Im Mittelpunkt der in den 40er-Jahren angesiedelten Geschichte steht der wortkarge Friseur Ed Crane, gespielt von Billy Bob Thornton, dessen Leben gelinde gesagt etwas aus den Fugen gerät - Erpressung, Mord und UFO-Entführungen inklusive. Unterstützt wird er von einer Cast, die sich sehen lassen kann: Frances McDormand, James Gandolfini, Scarlett Johansson, Tony Shalhoub - eine feine Auswahl, wie üblich bei den Coens.

Die Inszenierung könnte gar nicht eher nach meinem Geschmack sein. Langsam und ruhig, sehr stilisiert, sehr noir und, heilige Scheiße, ist der Film schön. Eigentlich möchte man vor jeder der Schwarz/Weiß-Einstellungen auf die Knie fallen. Der Kameramann Roger Deakins musste sich bei der Oscar-Verleihung leider seinem Kollegen Andrew Lesnie, für den ersten Teil der Lord of the Rings-Trilogie geschlagen geben, der den Preis zugegebenermaßen auch nicht ganz unverdient bekommen hat.

Nicht nur deshalb ist der Film einfach einer zum Genießen. Ich verstehe überhaupt nicht, wie manche Leute ihm unterstellen können, dass er langweilig wäre. Es wird wirklich genug geboten, um drei Filme damit füllen zu können. Schon allein Billy Bob Thornton mit Zigarette in der Hand und hochgezogener Augenbraue ist genug für einen gelungenen Abend. Wem das nicht reicht: Scarlett Johansson als Lolita. Tony Shalhoub als charimatischer Top-Anwalt mit Starallüren. Beethoven. Die Heisenbergsche Unschärferelation. UFOs. Und die Angeber unter uns können das ganze dann noch mit Kafka oder Camus in Verbindung bringen.

Wenn also Barton Fink mein Lieblings-Coen ist, dann befindet sich The Man Who Wasn't There jetzt offiziell auf Platz 2, ex aequo mit O Brother, Where Art Thou?.

IMDB-Eintrag

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