Montag, November 06, 2006

Bernd Begemann im WUK

So oft geh ich ja nicht auf Konzerte, umso geehrter dürfen sich die Herrschaften fühlen, die mir vorspielen dürfen. Gestern war Bernd Begemann im Wiener WUK dran. Kennengelernt habe ich den seit Ende der Siebziger musikalisch aktiven deutschen Liedermacher durch den wöchentlichen Podcast Ohrensessel, in dem er zusammen mit seinen Freunden Ben Schadow und Benjamin Maack sympathische Reviews von Filmen und DVDs macht.

Dass Begemann allgemein kaum jemand kennt ist verwunderlich - liest man doch im Zusammenhang mit ihm immer wieder Phrasen wie "Vater der Hamburger Schule" und "bester Entertainer Deutschlands" (ob diese nun übertrieben sind oder nicht sei dahingestellt). Auf jeden Fall bietet der Mann mitreissende Pop-Melodien, spritzig-ironische Texte und beachtenswerte Entertainer-Qualitäten, was man unter anderem daran merkt, dass das Konzert über drei Stunden dauerte, aber wie im Flug verging - einzig die körperlichen Schmerzen vom Kreuz abwärts waren ein Indiz für die Menge der vergangenen Zeit.

Mit seiner elektrischen Gitarre bewaffnet sang Begemann also eine beachtliche Anzahl an Songs, darunter etwa Ich habe nichts erreicht außer dir, Kelly Family Feeling, Fernsehen mit deiner Schwester, Gib mir eine zwölfte Chance oder die großartige Deutsche Hymne ohne Refrain, die er häufig zu Medleys verband und immer wieder durch kurze Monolge oder Stand-Up-Comedy unterbrach. Einen Teil der Titel sang erzusammen mit seiner Hamburger Kollegin Regy Clasen, die auch einen kurzen Soloteil zum besten geben durfte. Gegen Ende kamen dann vor allem Publikumswünsche dran, die auch zu einem Großteil erfüllt wurden.

Sympathischen, zynischen Humor gab es zuhauf; gerade über Österreich wusste er viel zu sprechen ("Ihr seid eigenartig - alle in Europa denken das!"), besonders über österreichische Literatur. So verglich er die inneren Monologe in seinen Songs mit Leutnant Gustl von Schnitzler ("Googelt das nach, Kids"), erklärte, warum er Elfriede Jelinek nicht mag ("Immer das gleiche! Jaja, die sind schuld, wir wissen schon...") und meinte aphoristisch: "Wenn man zu studieren beginnt, glaubt man, es wird wie in einer US-amerikanischen College-Serie, aber bald merkt man, es ist wie in einem Thomas Bernhard-Roman!" In weiser Voraussicht spottete er sogar über, ähem, öde Weblog-Konzertberichte ("Ich war ja so schlecht drauf, aber dann war ich auf nem Konzert, bla bla bla").

Bleibt mir also nur noch das Posten dieser beiden Links und die Empfehlung, ihnen zu folgen:

Bernd Begemanns Homepage (mit Songs zum Anhören)
Ohrensessel Podcast

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

SH*T!
jetzt hab ich bernd begemann doch wirklich zum zweiten mal verpasst.
nun.
es gibt ja nächstes jahr wieder einen herbst.