Donnerstag, Juni 28, 2007

Sicko


Es ist immer wieder beeindruckend, wie ungeheuer souverän Michael Moore sein Handwerk beherrscht. Natürlich ist auch sein neuester Film Sicko, der sich um das US-amerikanische Gesundheitssystem dreht, keine objektiv-sachliche Dokumentation (manche Leute glauben ja echt noch, dass es sowas gibt), sondern ganz offen: Pamphlet, Agitprop, Satire.

Auch wenn sich Moore mit seiner übertriebenen Schwarz-Weiß-Malerei und seiner selektiven Faktendarstellung mal wieder ziemlich weit aus dem Fenster lehnt, er versteht es, den bestmöglichen Nutzen aus seiner Taktik zu ziehen. Der unkritische Zuseher ist schockiert, gebannt und emotionalisiert, dem kritschen Zuseher wird versucht zu suggerieren, dass hier bewusst augenzwinkernd-satirische Überspitzung eingesetzt wird, um die Botschaft wirkungsvoll an den Mann zu bringen.

Was mich betrifft, war ich beim Sehen ständig zwischen den beiden Postionen hin- und hergerissen, zwischendurch blieb mir noch Zeit, Moores Fähigkeiten als Filmemacher zu bewundern. Und auch als Provokateur macht ihm keiner etwas vor: Die Aktion mit Kuba ist einfach zu genial; von vorne bis hinten wird hier zielsicher der Finger in kollektiv-amerikanische Wunden gelegt.

Natürlich manipuliert Moore noch immer, was das Zeug hält. Auf der anderen Seite ist es zu begrüßen, dass ein kritischer Film, der demokratisches Bewusstsein vermitteln möchte, ein großes Publikum findet. Die Frage, auf die es hinausläuft, lautet: Wann und inwiefern heiligt der Zweck die Mittel?

IMDB-Link
Trailer
Übersicht über kontroverse Aspekte

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