Sonntag, Juni 22, 2008

Yojimbo


Akira Kurosawas Samurai-Klassiker Yojimbo steht inmitten eines recht umfangreichen Bezugsgeflechts. Kurosawa ließ sich für seine Geschichte um einen namenlosen Kämpfer, der zwei rivalisierende Gangs gegeneinander ausspielt, von Dashiel Hammetts Red Harvest, sowie von der Verfilmung seines Romans The Glass Key inspirieren; außerdem stellen die Western John Fords einen wichtigen stilistischen Einfluss dar. Yojimbo selbst inspirierte widerum Sergio Leones bahnbrechenden Für eine Handvoll Dollar, der das Genre des Italo-Western definierte. Und auch viel später wurde die Geschichte noch aufgegriffen, etwa 1996 in Walter Hills Last Man Standing.

Zurück jedoch zu Yojimbo, der meiner Meinung nach selbst Für eine Handvoll Dollar noch übertrifft. Jeder Aspekt dieses Films zeugt von Meisterschaft. Das erste, was auffällt, sind wohl die virtuosen, hocheleganten Breitwand-Kompositionen des Kameramanns Kazuo Miyagawa. Er versteht das Format brilliant zu nutzen, zeigt uns die Verhältnisse zwischen den Figuren und ihrer Umwelt, setzt Wände, Türen und Fenster geschickt zur Raumaufteilung ein und variiert gekonnt zwischen hoher Schärfentiefe und starkem Teleobjektiv. Nahezu jede Minute des Films ist visuell einfach hochspannend. Diese Art von Kameraarbeit ist es, die mich daran erinnert, was ich am Kino so sehr liebe.

Eine weitere hervorstechende Qualiät von Yojimbo ist sein Hauptdarsteller, Tashiro Mifune. Wer glaubt, dass man einen namenlosen Actionhelden ohne Vergangenheit nicht nuanciert und facettenreich spielen kann, der wird hier eines Besseren belehrt. Im Wesentlichen ist Mifunes Figur ein Geist, der zu Beginn des Films aus dem Nichts auftaucht, die Verhältnisse nach seinem Willen neu arrangiert, und nach erledigter Arbeit wieder vom Erdboden verschwindet. Durch Mifunes unglaublich ausdrucksstarke Mimik und Körpersprache verleiht er dem Protagonisten jedoch ein Maß an Persönlichkeit, von dem Clint Eastwoods "Mann ohne Namen" in der Dollar-Trilogie nur träumen kann. Es lohnt sich wirklich, Mifune den ganzen Film über zu beobachten - seine Augen, seine Schultern, seine Hände erzählen uns alles, was wir über die Figur wissen müssen.

Zumindest erwähnen sollte man auch Masaru Satos beeindruckenden Score, von dem sich offenbar auch Ennio Morricone beeinflussen ließ, und der es immer wieder schafft, Bezüge zu Umgebungsgeräuschen herzustellen oder sich gar mit ihnen zu verbinden.

Mit seinem coolen Helden, seiner spannenden Story und seinem schwarzen Sinn für Humor qualifiziert sich Yojimbo bereits als gelungener Actionfilm; doch die Raffinesse, die Sorgfalt und letztendlich das Genie seiner Macher erheben ihn zum Meisterwerk.

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